Booker berichten: Das erwarten wir von Bands

Warum bekommt die eine Band den Gig und die andere nicht? Diese Frage habe ich Veranstaltern gestellt, um Klarheit in das Thema „erfolgreiche Gig-Bewerbung“ zu bringen. Anhand der Antworten wird klar, wo der Unterschied zwischen professionell und schlichtweg miserabel liegt.

Zunächst bedanke ich mich aber herzlich bei den exakt drei Veranstaltern, die bereit waren, ihre Erfahrungen zu teilen: Volker Wrede vom Live Club Bamberg, Sonja Tonn aus dem Erlanger Strohalm und Sebastian Alsdorf vom Paunchy Cats in Lichtenfels. Warum die anderen befragten gänzlich die Antwort verweigerten („so etwas gehört nicht an die Öffentlichkeit“), kann ich nicht ganz nachvollziehen. Hier also „für die Öffentlichkeit“:

Es muss dazu passen
Bewerbungen erfolgen heute in aller Regel per eMail. „In Kartons nach CDs kramen ist definitiv out“ sagt Volker Wrede. Doch gerade dieses einfache Verschicken von eMails macht den Bookern mehr Arbeit als ihnen lieb ist oder gar mehr Arbeit als nötig. Denn viele Bandbewerbungen passen schlichtweg nicht zur Ausrichtung des Clubs. „Bei täglich 25 eMail Bewerbungen sind vielleicht zwei Bands dabei, die stilistisch und qualitativ taugen“ sagt Sebastian Alsdorf, der sich immerhin sogar die Zeit nimmt, entsprechenden Bands auf nette Weise nahe zu legen, zunächst ein paar Gigs in Jugendzentren zu spielen.

Sonja Tonn fügt dem hinzu: „Ich mag es, wenn sich Musiker im Vorfeld über die Gegebenheiten vor Ort informieren und erkennen, dass wir eben keine zehnköpfige Punkband unterbringen können. Auch die Gagenvorstellungen müssen einfach zu den Clubverhältnissen passen“.

stroh

Im Erlanger Strohalm spielen sowohl lokale Bands als auch Größen wie Hannes Bauer und Abi Wallenstein.


Persönlich gewinnt
Dass Bandbewerbungen persönlich formuliert sein sollten, scheint nach wie vor einige Musiker nicht zu interessieren. Bewerbungen, in denen der Booker persönlich mit seinem Namen angesprochen wird, machen den Unterschied zu unsortierten Massenmails aus, erklärt Volker Wrede. „Alle 500 anderen Clubadressen im CC sind ein absolutes No-Go“.

“Alleine die persönliche Anrede gibt mir das Gefühl, dass sich die Band intensiver mit unserem Club auseinandergesetzt hat“ findet dazu Sonja Tonn.

Weiteres Vorgehen
Nach einer Woche darf gerne telefonisch nachgehakt werden. Hier sind sich Wrede und Tonn einig, ebenso darüber, dass dies keineswegs nervig ist, sondern vielmehr von echtem Interesse an einem Auftritt zeugt. Kommt es nach weiterem Nachhaken dann zu einem Auftrittsangebot, ist schnelles Handeln gefragt.

Dazu erklärt Volker Wrede: „Termine sollten immer in Echtzeit, also am besten am Telefon fix gemacht werden können. Das setzt einen aktuellen Bandkalender voraus. So Dinger wie ‚gib mir mal mögliche Freitermine durch, ich kläre das mit meinen Bandmates’ gehen nicht. Bis Ihr Euch geeinigt habt, welchen Termin Ihr wollt, ist der wahrscheinlich längst an eine andere Band vergeben“.

Doch wie sieht eine gute Bewerbung überhaupt aus?
“Das Auge isst mit“ gibt Sebastian Alsdorf zu und verweist dabei auf eine Aufmachung der eMail ähnlich eines richtigen Artikels. „Ein gut aussehender Header und dazu ein oder zwei gute Youtube Videos direkt per HTML eingefügt wirken wesentlich besser als zwei Seiten Text darüber, warum man nun genau wie eine Mischung aus Bon Jovi und Slayer klingen will“.

Nach Volker Wrede sollten Bandbeschreibungen möglichst kurz und prägnant, gerne auch originell und witzig sein. Formulierungen wie „treibende Bässe und erdige Grooves“ langweilen ihn hingegen zu Tode.

Gerade aber Musikern, die eine Tournee planen, rät Wrede unbedingt dazu, den Tourzeitraum und etwaige noch freie Termine direkt mit anzugeben. Dies erleichtere jedem Booker die Arbeit.

**************************************************

vdvm_longVersicherungen für Veranstalter und Musiker
**************************************************

Zusätzliches Infomaterial
Demos wünschen die meisten Booker heute in Form von Weblinks. Wer auf Soundcloud verzichten mag (ja, die Sache mit den Rechten), sollte daher ein paar Audioplayer auf der Bandwebsite bereitstellen. Wichtig ist dabei, dass die Demos gestreamt werden können. „Irgendetwas downloaden oder mich irgendwo anmelden, damit ich etwas hören kann, mache ich grundsätzlich nicht“ stellt Volker Wrede klar.

Sebastian Alsdorf wünscht sich wie wohl jeder Booker ein Demo, das zeigt wie die Band wirklich ist und kein „Hier ist ein Video vom Dorffest, wo der Sänger Halsschmerzen hatte“.

Und womit kann man noch punkten?
In puncto Pressematerial weiß Sonja Tonn genau was sie will. „Ich brauche Pressematerial, das genügend Stoff für gute Zeitungsberichte liefert, und zwar als kopierbares Word Dokument. Ich will nicht den Text von einem JPG mühselig abtippen müssen. Hinzu kommen vorhandene Bildformate und Größen für die unterschiedlichen Medien wie Website, Facebook und Print“.

Das Pressematerial muss jedoch nicht gleich in der Bewerbungsmail mitgeschickt werden, sondern sollte einfach im Pressebereich auf der Bandwebsite vorhanden sein.

Besonders schlagkräftig empfindet Tonn Presseberichte aus fremden Städten: „Wenn zum Beispiel eine Band aus Berlin einen Pressebericht über ein volles Haus in München vorlegen kann, erhöht das meine Zuversicht, dass auch unser Club gut besucht sein wird“.

Eigeninitiative
Gerade aber bei der Pressearbeit und der Bewerbung der Gigs klagen die Booker über mangelnde Unterstützung seitens der Musiker. Im Paunchy Cats bewerben sich Bands in erster Linie um Support Gigs bei bekannten Bands. „Der Deal war bisher so gewesen, dass Vorgruppen die Backline stellten und im Gegenzug Spritgeld, Catering und Übernachtung bekommen haben, so dass sie am Ende nicht draufzahlen mussten“ erklärt Sebastian Alsdorf.

Das Engagement der Vorgruppen war jedoch durchwegs mangelhaft. Man verließ sich alleine auf die Popularität des Headliners, um sich in dessen Glanz zu sonnen. So stand dann aber mancher Opening Act enttäuscht vor nahezu leerer Kulisse auf der Bühne, da das Headliner Publikum erst später anrückte.

sa

Sebastian Alsdorf arbeitete u.a. mit Hardcore Superstar, Mike Tramp (White Lion) und den V8 Wankers.

 

Deshalb geht man im Paunchy Cats heute zwangsläufig den ‚American Way’: Vorbands erhalten 20 oder 25 Tickets zum Sonderpreis und verkaufen diese an ihre Fans. Man hätte es gerne anders gemacht, „aber nur über diesen Weg bemühen sich nun auch die Vorbands um die ernsthafte Vermarktung ihrer Gigs“. Manche Bands organisieren dann sogar eigene Busfahrten nach Lichtenfels, der Club hilft so gut er kann mit Übernachtungsmöglichkeiten, wenn der kleine Fan Tross über mehrere hundert Kilometer anreist.

Positiv überrascht wurde hingegen Sonja Tonn im Strohalm: „Ein paar Bands, die auf ihrer Tournee bei uns Halt machen wollten, hatten bereits bei ihrer Bewerbung einen lokalen Support Act ausfindig gemacht und ihn direkt mit angeboten. Das ist mehrfach toll. Es hat einen lokalen Bezug, hilft eine neue Band zu breaken und erleichtert uns nicht zwingend die Arbeit, aber in jedem Fall die Entscheidung“.

Und zum krönenden Abschluss noch ein paar No-Gos:
Unvollständige Kontaktinfo. Kontakt nur über Facebook möglich. Keine richtige, eigene Website. Schwer zu findende Kontaktinformationen. Links, die nicht funktionieren. Machogehabe bei Cateringwünschen. Selbstüberschätzung. Solisten-Bewerbungen mit Demo von ganzer Band. Nicht erreichbar sein bzw. sich nach Kontaktversuch des Bookers nicht rechtzeitig zurückmelden. Plakate später als vereinbart anliefern.

 

Am Ende geht es wie so oft darum, es dem Gegenüber so leicht wie möglich zu machen. In Zeiten „maximalen Überflusses“ (Sebastian Alsdorf) müssen Bands heute aus dem großen Sumpf herausragen – und das sowohl mit Akustik und Optik als auch mit professionellem Verhalten und der Bereitschaft, selbst am Erfolg eines Auftrittes mitzuarbeiten.

*********************************************
MusicBiz Madness ist Deutschlands erste
Musikbusiness Konferenz für Musiker
*********************************************
nbmt

Newsletter

Mit dem MusicBiz Madness Newsletter erfährst Du bequem und automatisch von neuen Artikeln.

Außerdem erhältst Du weitere Tipps über das Musikbusiness, die wir sonst nirgendwo veröffentlichen – also richtig exklusiv

Obendrein bekommst Du Zugang zum eBook
„No Budget Marketing Tips“.

 

 

Name:

eMail-Adresse:

anmelden

Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
Dieser Beitrag wurde unter allgemein, live spielen, musik marketing, musik promotion, Musikbusiness abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.