Vor ein paar Jahren noch in aller Munde, erscheint Artist Development für viele Musiker mittlerweile überflüssig. Viele kennen es aber auch nicht. Stattdessen werden gerne überhastet Songs veröffentlicht, Fotos geschossen, Profile erstellt und am Ende bleiben ein paar lose Musikstücke ohne jeglichen Bezug zum Interpreten übrig.
Ich will Dich nicht auf einen Selbstfindungstrip einladen, daher setzen wir uns mal etwas neutraler den Hut des A&R Managers auf und „entwickeln“ unseren frisch gesignten Künstler. Wir gehen davon aus, dass er seine eigenen Songs schreibt, so dass sich die Frage nach Stil und Songwritern erübrigt.
Image
Die meisten Musiker haben leider kein Image mehr, jedenfalls zähle ich die „der ganz normale Typ“ Erscheinung nicht als eigenständiges Merkmal. Welches Image soll unser Künstler also haben? Wie soll er auf seine künftigen Fans wirken? Zum Image gehören natürlich die optische Verkörperung seiner Stilrichtung. Image kann aber auch eine persönliche Einstellung sein. Welche Botschaft soll unser Künstler nach außen tragen – und wie machen wir das glaubhaft sichtbar? Soll er ein überlebensgroßer Star sein oder doch der scheue Junge von nebenan?
Branding
Hierzu gehört natürlich auch das Image des Künstlers. Zum Branding wird es, wenn er dieses Bild konsequent in der Öffentlichkeit wiedergibt, so dass es sich im Gedächtnis der Fans manifestieren kann. Wenn wir den Brandingbegriff aber noch weiter dehnen, können wir uns auch Gedanken darüber machen, wie sich unser Künstler in Interviews geben soll. Eher cool, oder doch lieber bescheiden? Souverän oder verletzlich? In Anlehnung an den Film „Rock Star“ mit Mark Wahlberg ist es somit für das Image entscheidend, ob er die Frage nach seiner kräftigen Stimme mit Verweis auf die Übungen seiner Gesangslehrerin beantwortet, oder damit, täglich Muschis zu lecken.
Branding geht sogar soweit, ein bestimmtes Erscheinungsbild durch den Einsatz bestimmter Farben und Schriftarten zu kreieren. Diese Farben und Schriftarten sind dann ausnahmslos im Artwork unseres Künstlers sowie auf Plakaten, seiner Website und sozialen Profilen zu finden.
Live
Wir sollten mit unserem Künstler auch einen Leitfaden für seine Liveauftritte ausarbeiten. Bühnenoutfits, Bühnenbild, Showeffekte, die Art der Ansprache der Fans. Daran soll er sich dann halten, sogar dann, wenn die örtlichen Umstände dazu verleiten, weniger Aufwand zu betreiben und stattdessen etwas Zeit oder Geld zu sparen. Rammstein haben in ihren frühen Tagen auch vor zehn Zuschauern die volle Pallette an Pyros abgefeuert, selbst wenn sie durch die Kosten dafür am Ende draufgelegt haben. Konsequentes Branding.
Marketing
Wenn wir unseren Künstler dann mal fertig haben, müssen wir ihn noch vermarkten. Welche Medien sind dafür am besten geeignet? Statt seine Promos und Pressemitteilungen überall hinzuschicken, gehen wir etwas wählerischer vor:
Welche Art von Medien konsumiert seine Zielgruppe? Eher gedruckte Magazine oder doch online? Social Media? Blogs? Wie verteilen wir die Gewichtung? Wie tief in der Nische beginnen wir mit dem Marketing und wie weit gehen wir aus ihr hinaus? Wenn unser Künstler zum Beispiel Gothic Rock spielt, vermarkten wir ihn dann auch in allgemeinen Rock Medien, oder ist dort die Verwässerung zu groß? Dem Image und Branding entsprechend gestalten wir dann das Pressematerial – optisch und inhaltlich.
Das war ein kurzer Einblick in das Artist Development. Über Branding wird inzwischen sehr inflationär geredet und geschrieben, ich halte es aber für extrem wichtig. Zu oft kommt es vor, dass Musikkonsumenten lediglich einen Song eines für sie namenlosen Künstlers mögen („Von wem ist der Song?“ – „Keine Ahnung!“). Dem kannst Du mit viel Konstanz und Konsequenz (dazu gehört auch Disziplin) entgegenwirken und Dich selbst als Marke aufbauen, statt nur ein paar Songs.
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