Interview: Frank McDouglas

„Mir ist schon mehrmals eine Anzeige wegen Umweltverschmutzung angedroht worden“

Konzerte selbst veranstalten und das ganze Geld kassieren. So hört man oft den leichtfertigen Rat von Menschen, die selbst noch nie auf der Seite des Veranstalters gestanden haben. Musiker, die Konzerte in Eigenregie durchführen, haben dabei schnell einen zweiten Job, große Risiken und das eine oder andere Problem am Hals. Wie schön, dass es dennoch Idealisten gibt, wie Frank Mc Douglas, der mit seiner Band ein jährlich wiederkehrendes Konzert organisiert und über die Seite spricht, die nur jenen bekannt sein dürfte, die es schon einmal selbst gewagt haben…

Julian Angel (J.A.): Hi Frank, überall wird Musikern der Rat gegeben, ihre Konzerte selbst zu veranstalten. Du hast das über einige Jahre hinweg mit Deiner Band gemacht. Kannst Du diese Vorgehensweise anderen Musikern empfehlen?

Frank Mc Douglas (F.M.D.): Empfehlen nur dann, wenn man genügend Geld mitbringt und für die Band zu erwarten ist, dass den Kosten entsprechend ausreichend Publikum das Konzert besucht.

J.A.: Die Organisation eigener Konzerte erfordert einen großen zeitlichen Aufwand. Wenn Du die Leistungen aller an der Organisation beteiligter Bandmitglieder zusammenlegst, auf wie viele Arbeitsstunden kommst Du dabei?

F.M.D.: Das habe ich noch nicht ausgerechnet, da ich das ja aus Leidenschaft mache. Aber man kann schon sagen, dass sich die Organisation über Wochen hinzieht. Ein halbes Jahr vor der Veranstaltung kümmern wir uns um die Location.

J.A.: Das steht natürlich in keinem Verhältnis zum Aufwand, den man mit Konzerten in etablierten Clubs hat. Kannst Du uns bitte erklären, was genau so viel Zeit in Anspruch nimmt? Wie Du ja im Vorgespräch erzählt hast, bekommt man die Veranstaltungsgenehmigung auch nicht einfach im Vorbeigehen…

F.M.D.: Telefonate, die dauern mitunter lang. Zudem kommen noch persönliche Besuche bei Druckerei, den jeweiligen Ämtern der Stadt oder Zeitungsverlagen. Die Veranstaltungsgenehmigung bekamen wir schon leicht, nur verlangt die Stadt oder Gemeinde Geld für Plakatwerbung. Je nachdem, pro Tag oder Woche. Mir ist schon mehrmals eine Anzeige wegen Umweltverschmutzung angedroht worden, weil sich Plakate oder Flyer selbstständig gemacht haben. Das muss man halt auch noch ab können.

J.A.: Weiterhin kommen viele Kosten auf einen zu…

F.M.D.: Das ist das große Problem, wenn man ein Konzert veranstalten und noch etwas verdienen will. Wie schon erwähnt Plakatierkosten. Nicht nur Plakate auf Holztafeln verursachen Kosten, sondern die Kosten welche die Stadt fürs Plakatieren veranschlagt kommen noch dazu. Außerdem Flyer, Gema, Hallenmiete, Eintrittskarten, Veranstaltungshaftpflicht, PA-Kosten und am  Abend selbst die Verpflegung für Band und Techniker. Denn wir sind ja selbst Veranstalter. Das heißt im Übrigen auch, dass man für alles haftbar gemacht werden kann,  z.B. für Beschädigung am Halleninventar oder wenn sich ein Zuschauer verletzt.  Die Fahrzeugkosten, die wir auf dem Weg zur Probe und zum Gig auf der Straße lassen oder überhaupt die Zeit, die wir im Proberaum oder beim Gig verbringen, habe ich nicht mit einberechnet:-)

J.A.: Diese Kosten müssen erst einmal eingespielt werden. Welche Maßnahmen habt Ihr ergriffen, um das Publikum zu Euren Konzerten zu locken, insbesondere, da es sich um eine Location gehandelt hat, die nicht unbedingt für Rockkonzerte bekannt ist?

F.M.D.: Zu unserem Glück gibt es die Erfindung des Internets. Wir können da, anders als im Jahre 1987, als wir begonnen haben, schon sehr viele Menschen mit Werbung erreichen. Es ist das Medium. Uns geht es auch darum, so dem Publikum nahe zu sein und eine feste Bindung entstehen zu lassen. Aber auch das beansprucht viel Zeit und funktioniert nicht einfach mal so. Es gibt noch die eine oder andere weitere Möglichkeit, die aber unser Geheimnis bleibt. Das ist wie bei einem Magier, der auch nicht alle Tricks verrät.

J.A.: Als weitere und sehr gute Einnahmequelle wird oft die Bar bzw. der Getränkeumsatz genannt. Du hast hier aber ganz andere Erfahrungen gemacht…

F.M.D.: Oh ja, meist klinkt sich der Hallenvermieter in den Getränkeverkauf ein. Ist für ihn ja ein leichtes, sich hinter die Theke zu stellen und die Kohle einzustreichen. Uns ist es schon passiert, dass wir einen Kasten gemischte Getränke dem Hallenvermieter zum EK abkaufen wollten, er die Getränke aber nicht verkaufen wollte. Gut, dass es Tankstellen gibt.

J.A.: Das kann ich bestätigen. In sehr vielen Fällen ist man verpflichtet, die Bewirtung dem Vertragscaterer der Location zu überlassen. Da schneiden sich einige Hallenbetreiber ins eigene Fleisch, was ihnen aber scheinbar egal ist. Du hältst es demnach für einfacher, in einem bestehenden Club aufzutreten?

F.M.D.: Einfacher ist es in erster Linie hinsichtlich der Vorbereitungen. Man hat kaum welche. Plakat- und PA-Kosten sind das einzige, was auf die Band zukommt. Außerdem hat man die Möglichkeit, dort vielleicht ein zweites oder drittes Mal auftreten zu dürfen, was aber von vielen Faktoren abhängt. Aber wenn die Band mit dem Veranstalter die Entrittsgelder abrechnen muß, kann das mitunter zum Drahtseilakt werden. Da gibt es dann morgens um 4, wenn Du eh schon geschafft bist von der Show, als Sahnehäubchen von manchen Veranstaltern noch ein paar Lehrstunden in Sachen: wie zahl ich jetzt dem Musiker so wenig Geld wie möglich oben drauf.  Jammern, Taktieren, Lügen – ein Portofolio an linguistischen Meisterleistungen kommen da seitens des Veranstalters womöglich noch auf einen zu.

J.A.: Hab vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Magst Du uns zum Abschluss noch ein paar Worte mit auf den Weg geben?

F.M.D.: Musik ist Leidenschaft, die Leiden schafft. Das ist es, was einem Musiker immer bewusst sein und ihn antreiben sollte.

Frank’s Band Pink Dragon

 

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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