Stream or Sell?

Schickst Du neu gewonnene Fans zu Spotify oder in Deinen Webshop? Setzt Du darauf, viel gestreamt zu werden, oder lieber ein paar Alben zu abzusetzen? Verkaufst Du dem neuen Fan lieber gleich eine CD, oder hoffst Du, dass er Dir über Spotify noch mehr Käufer liefert? Wenn wir den goldenen Regeln des Marketings folgen und einen Interessenten zu maximal einer bestimmten Handlung auffordern, welche Handlung sollte es dann sein?

Zum Hintergrund der Frage: Bei Spotify können Musiker bzw. ihre Musik entdeckt werden, ein paar der Entdecker werden hoffentlich ein Album oder eine Single kaufen (CD, LP oder Download). Um im erforderlichen Maß bei Spotify entdeckt werden zu können, ist aber eine gewisse Präsenz notwendig. Daher wird Musikern oft empfohlen, möglichst viele ihrer Fans zu ihren Spotify Songs zu lotsen, damit etwas „Buzz“ entsteht und die Songs dadurch auch für die Kuratoren von Playlisten interessant werden – wodurch wiederum ein größeres Publikum erreicht werden kann. Manche Experten raten sogar dazu, Fans über ganze Pressekampagnen zu den jeweiligen Spotify Alben zu schicken.

Jetzt aber die Frage, welcher Aufwand sich (auch langfristig) mehr lohnt:

Hat ein Musiker einen Fan einmal am Haken, soll er ihn dann lieber auf einen Shop verweisen, wo der Fan eine CD/LP/Download kaufen kann (zwischen 7 und 10 Euro Gewinn) – oder soll er ihn zunächst auf Spotify verweisen, wodurch der Musiker zwar nur Pennies bekommt, aber vielleicht langfristig von der starken Präsenz profitieren kann, die ihm am Ende noch mehr Käufer liefert?

Dazu habe ich zwei geschätzte Branchenkenner befragt. Und hier sind ihre Antworten:

Christian Goebel, Labelmanager und Head of Publishing bei Motor Entertainment GmbH: „Auf konkrete Plattformen lassen wir unsere Künstler ihre Fans nur dann lotsen, wenn es dort etwas Einzigartiges gibt, also eine Playlist auf Spotify, eine Session bei Deezer, die Box bei Amazon oder jpc, das Video bei Youtube etc. Bei allgemeinen Shoplinks empfehlen wir, die Vielfalt der Angebote zu fördern, und den Fan seinen eigenen Präferenzen folgen zu lassen. Dafür stellen wir unseren Künstlern Smartlinks zur Verfügung, die die gängigsten Shops integrieren und dem Künstler außerdem das ganze Link Chaos ersparen, sowie Möglichkeiten zum Retargeting bieten. Das sieht dann so aus https://fargo.lnk.to/wunderbarejahre oder https://motor.lnk.to/silentstrike.

Chris Klimek, Eat The Beat Music, ex-BMG, Celsius Management GmbH): “Ich bin grosser Fan davon, gesamte Promoaktivitäten möglichst breit zu fächern. Natürlich immer individuell auf den jeweiligen Künstler angepasst, denn das ist heutzutage wichtiger denn je: Es gibt kein Schema-F, was immer funktioniert!

Ich versuche mit meinen Acts immer möglichst maßgeschneiderte Kampagnen zu gestalten. Dass hierbei die sozialen Medien – wozu ich Spotify mit seinem umfangreichen Funktionen für Interaktion selbstverständlich hinzu zähle – immer größere Bedeutung haben, sollte inzwischen jedem Musikschaffenden und denen, die sonst noch mit dieser Musik arbeiten dürfen, bekannt sein.

Trotzdem würde ich die Printmedien noch lange nicht abschreiben als wichtiger Partner in der Öffentlichkeitsarbeit für Musik. Auch dort werden immer noch gute Nischen bedient, die man dann als entsprechender Act, der dort rein passt, auch für sich nutzen sollte.

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Des weiteren lohnt sich eine genauere Bertachtung und Analyse der jeweiligen Fangruppe, also den nachweislich bereits „abgeholten“ Fans bzw. der vermeintlichen Zielgruppe, also denen, die man gerne noch erreichen möchte. Im besten Fall wächst eine Band und ihr mediales Setup mit ihren Fans/Fangruppen und bedient die jeweilige Gruppe auf den von ihr entsprechend bevorzugt genutzten Plattformen individuell.

Flexibilität im Handling und Kreativität für die entsprechenden Inhalte, neben der reinen Musik, stehen heutzutage da ganz oben auf der „To Do“ Liste für jeden Künstler.

Um hier etwas weniger theoretisch am Ende zu schließen: Für Newcomer ist Spotify meiner Meinung nach unausweichlich mitzunehmen, da es einfach ein sehr guter Aggregator sein kann, wenn man es richtig bedient. Etablierte Bands, die sich zudem noch vornehmlich in einer physischen Sparte aufhalten, sollten da aber nicht drauf verzichten, da sie nach wie vor auf Spotify weiterhin auch neue Fans an sich binden können, aber gerade solche Bands tun gut daran, einen möglichst aktiven und umfangreichen und kundenfreundlichen Shop ihr Eigen zu nennen, da sie natürlich dort erfolgreich auch nennenswerte Umsätze für sich erzielen können. Die gesunde Mischung macht’s für mich!“

Noch einmal bei Chris nachgehakt: Den handlungswilligen Fan lieber auf den Shop verweisen und sofort 10 Euro für eine CD kassieren – oder auf Spotify verweisen, damit man dort ordentlich Buzz erzeugt, umso häufiger entdeckt wird und dadurch irgendwann zwei CDs verkauft?

Chris: Na, im Idealfall kauft der handlungswillige Fan sich eine CD und macht dann auch noch Werbung auf seinen sozialen Kanälen, inklusive Spotify!!

Okay, er nennt also den CD-Kauf zuerst :-)

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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