Elmar Schwalbe und seine Bandkollegen von Azurica hatten sich mit ihrem selbst organisierten kleinen Festival Medieval Madness einiges vorgenommen und erfolgreich umgesetzt. In unserem Interview gibt Elmar viele interessante Einsichten in die Organisation, Vermarktung sowie das Ticketkaufverhalten der Fans. Legen wir los…
MBM: Ihr habt am 31.10. mit „Medieval Madness“ selbst ein Event veranstaltet, bei dem Deine Band Azurica neben weiteren Acts aufgetreten ist. Zuerst einmal meinen Respekt davor. Aber warum ein Festival und nicht einfach ein Gig Deiner Band?
E.S.: Dieses Jahr haben wir es das erste Mal veranstaltet. Da ist der Ausdruck „Festival“ vielleicht auch noch etwas übertrieben gewesen, da es eine Abendveranstaltung mit vier Bands war. Wir schließen aber nicht aus, dass wir es auch weiter ausdehnen werden und es dann auch mehr die Bezeichnung Festival verdient. Aber jedes Jahr den Namen der Veranstaltung zu wechseln ist eben auch nicht gut, daher haben wir uns von Anfang an für die Festival Bezeichnung entschieden.
Der organisatorische Aufwand zwischen einem Gig mit nur der eigenen Band oder mit mehreren ist nur minimal. Zudem erreicht man mit weiteren Bands natürlich auch ein größeres Publikum, als wenn nur die eigenen Fans kommen und kann sich somit neuen Leuten präsentieren und Fans dazugewinnen. Unser Grundgedanke, der uns überhaupt dazu gebracht hat, etwas eigenes zu veranstalten, war jedoch ein anderer.
Wir haben nun auch schon ein paar Gigs hinter uns gebracht und verfolgen natürlich auch die Angebote. Jeder, der das auch tut, kennt wahrscheinlich auch die Unworte wie „fester Gegengig“, „Mindestticketabnahme“, „tolle Erfahrung hier spielen zu dürfen“ usw usw. Wir wollten zum einen in größeren Locations spielen und zum anderen auch den anderen teilnehmenden Bands – darunter sollten auch echte Newcomer sein, die sonst wohl nicht so einfach in einer namenhaften Location hätten spielen können – ordentliche Konditionen bieten. Das heißt, wir haben jeder Band eine Festgage gezahlt, die sich zudem je nach Besucherzahl noch weiter erhöht. Als Veranstalter haben wir uns keinerlei Gewinn einkalkuliert, sämtlicher Überschuß sollte an die Bands gehen.
Dazu haben wir für ein ordentliches Catering gesorgt, das die Bands von Anfang bis Ende gut versorgt hat. Wir haben hier unsere eigenen Erfahrungen einfließen lassen und es da eben auch schon erlebt, dass man den ganzen Abend hungern musste. Viele Veranstalter sehen scheinbar nicht, dass es keine Veranstaltung ohne Bands geben kann. Kurzfristig gesehen macht es aus Veranstalter Sicht natürlich Sinn, diese zahlen zu lassen oder wenigstens ein Großteil des finanziellen Risikos auf sie abzuwälzen, aber langfristig sicher nicht. Hier sollten die Veranstalter auch mal überlegen, welcher Aufwand und welche Investitionen für eine Band erst einmal notwendig sind, um überhaupt einen Gig spielen zu können.
MBM: Was uns hier natürlich am meisten interessiert, ist die Vermarktung des ganzen. Was habt Ihr getan, damit die Leute kommen?
E.S.: Hier haben wir eine Mischung aus analog und digital gewählt. Wir haben Flyer und Plakate drucken lassen und die bei passenden Gelegenheiten, also da wo entsprechendes Zielpublikum anwesend war, verteilt bzw. an passenden Locations ausgelegt und dort auch soweit möglich Plakate aufgehängt. Dazu gibt es natürlich auch eine Facebook Seite des Festivals und die eigene Facebook-Veranstaltung, die wir – wie die anderen teilnehmenden Bands auch – auf unserer Band Seite geteilt haben. Zudem haben wir Facebook Werbung mal ausprobiert. Dazu kommt selbstverständlich die persönliche Werbung im Bekanntenkreis und wir haben die Veranstaltung bei Radio Gong präsentieren dürfen.
MBM: Und welche Methode war dabei am effektivsten – und worauf hättet Ihr auch verzichten können?
E.S.: Am effektivsten ist wohl immer der persönliche Kontakt zu den Leuten. Das war auch bei uns der Fall. Die Facebook Werbung hätten wir uns sparen können. Hier hatten wir den Eindruck, dass es – neben den „professionellen“ Seiten-Liker auch „professionelle“ Werbungs-Klicker gibt. Auch wenn wir den zu bewerbenden Personenkreis unserer Meinung nach sehr konkret eingegrenzt hatten, kamen die Reaktionen von Profilen, die damit eigentlich nichts zu tun haben.
MBM: Kannst Du das Kaufverhalten während des Kartenvorverkaufs beschreiben? Wie lange hat der Vorverkauf gedauert, wann wurden die meisten Tickets verkauft? Wie sah es an der Abendkasse aus?
E.S.: Wir hatten verschiedene Vorverkaufsphasen. Bis vier Wochen vor der Veranstaltung haben wir ein Bundle mit Ticket und T-Shirt angeboten. Dadurch haben wir im Vorverkauf schon einige Tickets verkaufen können. Allerdings gab es hier keine klaren Tendenzen, zu welchem Zeitpunkt die meisten Tickets verkauft wurden. Danach gab es im Vorverkauf nur noch Tickets ohne Shirt. Hier konnte man sehen, dass es zunahm, je näher die Veranstaltung rückte. Offenbar möchten sich viele noch nicht frühzeitig festlegen, was sie machen möchten. Dazu muß man natürlich auch sagen, dass unser Termin an Halloween nicht optimal war, da es da natürlich viele andere Alternativen zur Abendgestaltung gibt. Leider haben wir keinen anderen Termin bekommen können. Über die Abendkasse haben wir dann noch ca. 20% der Tickets verkauft.
MBM: Das sind interessante und hilfreiche Einsichten. Wie sah es mit dem Sponsoring aus? Sponsoren haben ja auch nichts zu verschenken, sondern erhoffen sich einen gewissen Werbeeffekt als Gegenleistung. Wie und womit konntet Ihr überzeugen?
E.S.: Die Sponsorensuche war ein Unterfangen, das wir uns im Vorfeld doch um einiges einfacher vorgestellt haben. Wir haben im Vorfeld bei einigen erst telefonisch nachgefragt, ob überhaupt Interesse besteht, diesen dann gegebenenfalls das gesamte Konzept inklusive Kalkulation zukommen lassen. Das heißt, sie wurden darüber informiert, welche Werbemöglichkeiten es gibt, wie z.B. die Flyer, wie viele gedruckt werden, wo diese verteilt werden usw. Allerdings war die Resonanz sehr überschaubar, so dass nur Thomann als Sponsor eingestiegen ist. Das ist schade, da wir mit jedem weiteren Sponsor den Eintrittspreis weiter hätten senken können, da wir – wie ich ja schon sagte – ohne Gewinnerzielungsabsicht veranstaltet haben.
MBM: Neben dem Marketing gibt es natürlich noch vieles mehr zu organisieren, von der Konzeption bis zur Umsetzung vor Ort. Welche Herausforderung war besonders groß?
E.S.: Das war eigentlich der einfachste Teil am Ganzen. Wir haben letztes Jahr mal sehr kurzfristig die Organisation einer Veranstaltung übernehmen müssen. Da hatten wir nur 3 Wochen Zeit, um alles hinzubekommen, von daher war es nun mit dem langen Vorlauf von einigen Monaten ziemlich entspannt. Richtig stressig waren eigentlich nur die letzten Tage direkt vor der Veranstaltung, da man da doppelt denken musste, was noch alles gemacht werden muss, zum einen als Veranstalter und zum anderen als Band.
MBM: Aus Erfahrung vermute ich, dass es vor Ort noch einiges zu improvisieren gab, da ja selten etwas wie geplant läuft.
E.S.: Das ist richtig. Der Veranstaltungstag war Stress pur. Ich bin um 6 aufgestanden und war um 5 wieder im Bett. Dazwischen gab es nur Vollgas. Von unserer Seite lief es eigentlich schon wie geplant, aber leider gehören halt mehrere Seiten dazu. Es fing schon beim Einladen an, der gemietete Anhänger war zur vereinbarten Zeit nicht beim Verleih zurück und schon waren 45 Minuten vom Zeitplan vergeblich verfahren. Trotzdem haben wir es noch geschafft, pünktlich zu sein. Zu viel möchte ich nun nicht auf die ganzen einzelnen Hürden eingehen, die uns dann kurzfristig gestellt wurden, um nicht unsachlich zu werden. Wir haben trotzdem alles irgendwie lösen können.
MBM: Bei der ersten Ausgabe eines Events gleich grob auf Null herauszukommen, ist schon eine beachtliche Leistung. Siehst Du daher genügend Potential, das Event zu wiederholen? Oder ist es doch einfacher, sich für einen Gig buchen zu lassen?
E.S.: Ganz genau können wir es noch nicht sagen, aber so wie es aussieht, sind wir fast bei der schwarzen Null gelandet. Am Tag nach der Veranstaltung haben wir uns erst gesagt, dass wir uns das nicht noch einmal antun werden, aber inzwischen sehen wir es schon wieder anders. Es hat riesig Spaß gemacht und wir werden es wohl nächstes Jahr wieder machen. Das Potential ist auf jeden Fall da.
Natürlich ist es einfacher, sich einfach für einen Gig buchen zu lassen, aber zum einen möchten wir auch ein wenig selber entscheiden, mit wem wir wo spielen und zum andern möchten wir auch mit gutem Beispiel im Veranstalterbereich vorangehen, indem wir weiterhin Bands als wichtigsten Teil einer Veranstaltung sehen.
MBM: Was steht bei Euch, mit Azurica, als nächstes an?
E.S.: Wir werden nun endlich mal ein Video drehen, parallel dazu mit den Aufnahmen des neuen Albums beginnen, im Frühjahr zusammen mit bekannteren Bands Gigs spielen und auch schon wieder mit den Vorbereitungen für das Medieval Madness 2018 beginnen. Genaueres werden wir auf unserer Homepage und unserer Facebook Seite bekannt geben, wenn es alles fix ist. Das wird ja nicht der erste Gig sein mit einer bekannteren Band, wir haben ja auch schon zusammen mit Grave Digger gespielt.
MBM: Coole Sache. Wie kam es dazu?
E.S.: Das war auf der Aqua Ruction 2015. Wir hatten davor schon Kontakt zur Veranstalterin und waren eigentlich für 2016 vorgesehen. Kurzfristig musste dann noch eine Band absagen und wir haben einen Tag vorher erfahren, dass wir einspringen können. Wenn man sich danach natürlich die Running Order anschaut, ist es schon irgendwie cool, wenn man direkt nach Grave Digger auf die Bühne darf. Wir haben auch nicht vor, dass es das letzte Mal war, die Bühne mit Bands dieser Kategorie zu teilen.
MBM: Dann wünsche ich Dir und Deinen Mitstreitern viel Erfolg. Hab vielen Dank, dass Du hier ein paar Einblicke in die Organisation Eures Medieval Madness gegeben hast. Ich hoffe, die Leser können ein paar interessante Schlüsse daraus ziehen.
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