Oh-oh, Houston, wir haben ein Problem mit den Metadaten. Kurz erläutert: unterschiedliche Formate, zu viele Hände und zu viele Beteiligte sorgen für uneinheitliche Verwirrung bei möglichen Abrechnungen. Milliarden von Dollars können inzwischen nicht mehr zugeordnet werden, am Ende stecken sich das dann die Musikportale selbst in die Taschen. Aber der Reihe nach.
Durchatmen. Ob Streaming, Download, online Radio, Video, on demand oder nicht, Musikdateien müssen für Onlinenutzungen mit entsprechenden Daten versehen werden, um eine saubere Abrechnung und Vergütung aller Beteiligter zu ermöglichen.
Diese Daten beinhalten dann Informationen zu den beteiligten Interpreten, Produzenten, Mixern, Labels, Verlagen, Komponisten, Textern, ja sogar Studiomusikern. Auf jeden Fall ein großer Haufen an Zeug.
So weit so gut, doch hier gibt es zwei große Probleme:
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- Keine einheitlichen Formate
Von Apple bis Spotify hat jedes Outlet seine eigene Methode, diese Daten zu verlangen und zum Zwecke der Abrechnung abzugreifen. Da ist es ein Leichtes, z.B. Produzent und Komponist miteinander zu verwechseln und die Gelder entsprechend weiterzuleiten. Auf einen Branchenstandard konnte man sich bisher wohl auch auf Grund eines gewissen Macho- und Divengehabes nicht einigen.
- Keine einheitlichen Formate
- Ungenaue Angaben
Metadaten wurden von Seiten der Studios und Labels eher als notwendiges Übel betrachtet und kurz vor Veröffentlichung der reinen Vollständigkeit halber eher schlecht als recht eingepflegt. Am Ende fallen ein paar Namen von Beteiligten durchs Raster oder werden zumindest mit Tippfehlern eingehämmert, was am Ende eine Zuweisung von Geldern wieder erschwert oder gar unmöglich macht.
So sollen da draußen im Cyberspace mittlerweile Tantiemen in Milliardenhöhe herren- und damenlos umherschwirren, für die es keine klar definierte Empfänger gibt. Und was nicht zugeordnet werden kann, darf nach geraumer Zeit beim Anbieter des Vertrauens verweilen – auch hier hat jedes Outlet seine eigenen festgelegten Fristen.
Wie in so vielen Bereichen des Lebens ist man hier also vorgeprescht, um sich Marktanteile zu sichern, hat die Idee aber wohl nicht bis zum Ende durchgearbeitet.
Was tun? Während die Tech Geeks nach einheitlichen Formaten oder nach einer Art Dachorganisation rufen, kümmern sich die Musiker selbst um das Problem: sie umgehen es, angetrieben wieder einmal von den umtriebigen Rappern.
Statt im unkontrollierbaren Gelärme der großen Plattformen rein wirtschaftlich den Überblick zu verlieren, veröffentlichen Musiker in Eigenregie zunächst im engen Kreise der ganz vertrauten Fans, kassieren ab, was möglich ist, und weiten ihre Aktivitäten dann auf die „große Welt“ da draußen aus. Vor ein paar Jahren hieß das noch „Windowing“.
So veröffentlichte Kanye West sein „Donda 2“ Album exklusiv auf seinem eigenen Stem Player. Die Reichweite genügte dabei zwar nicht für eine Chartplatzierung, dafür machte er so mehr Geld als bei einem gewöhnlichen Release.
Okay, jetzt hat nicht jeder eine eigene Verkaufsplattform. Dafür aber einen Newsletter, einen Webshop, ein Following und eine stilistische Nische, also ein „Biotop“, in dem sich Musik zunächst im kleinen Rahmen, dafür aber zielgerichtet vermarkten lässt, bevor man sie dann, wenn alles abgegrast ist, auf den Rest der Menschheit loslässt.
Und wenn dann die Einnahmen aus dem Verkauf von Tonträgern und Merch längst auf dem eigenen Konto liegen, ist es auch egal, wenn die paar Centbruchstücke aus dem Streaming in falschen Händen landen. Jedenfalls so lange, bis man sich auf einheitliche Metadaten geeinigt und das ganze mal implementiert hat.
In diesem Sinne, long live the Underground!
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