Gerne lässt man sich dazu hinreißen, die geringe Beteiligung der Musiker an CD Verkäufen zu beklagen. Wer allerdings wirklich mitreden oder besser noch vernünftig mit einem Plattenlabel verhandeln will, sollte wissen, wie es zu genau dieser Beteiligung kommt und wer noch wie viel mitverdient.
Der Einfachheit halber kalkulieren wir in groben 10% Schritten, auch wenn wir in der Praxis hier und da ein paar kleinere und größere Abweichungen haben.
Berechnungsbasis ist immer der Händlerabgabepreis (HAP), jener Netto-Preis, zu dem der Handel (z.B. die Elektrofachmärkte) die CDs einkaufen, bevor sie ihren Anteil und den des Staates draufschlagen. Den HAP können wir (netto) im Bereich von EUR 8,40 bis EUR 10,00 ansiedeln. Folglich können wir den Händler in unserem Beispiel außen vor lassen.
Hier also eine grobe Kalkulation als Beispiel dafür, wer alles an einer verkauften CD verdient:
10% Produktion
Zahlt das Label die Produktion (Studiokosten, Mix, Mastering, Produzent, ggf. Studiomusiker), kalkuliert es dafür mindestens 10% pro verkauftem Tonträger mit ein. Bei kleineren Indie-Releases, deren Verkaufserwartung im Bereich 1.000 bis 2.000 Stück liegt, sind 10% (demnach EUR 1.000 – 2.000 für die gesamte Produktion) schon sehr knapp bemessen. Hier könnte man also auch mit 15 bis 20 Prozent kalkulieren.
10% Herstellung (Presswerk)
Je nach Höhe der Auflage ist ein Preis von rund einem Euro pro hergestellter CD realistisch.
10% GEMA
Um ein Album mechanisch vervielfältigen zu dürfen, zahlt das Label Lizenzgebühren an die GEMA. Dieses Geld erhalten am Ende die Komponisten und Verleger der auf dem Album befindlichen Songs. Der Vergütungssatz liegt derzeit bei 13,75% vom HAP, die Mindestvergütung beträgt EUR 0,6199 netto.
10% Vertrieb
Ob hauseigener Vertrieb oder fremder Anbieter, der Vertrieb muss finanziert werden. Auch hier sind 10% in Ordnung, nicht selten liegen die dafür veranschlagten Kosten deutlich höher.
10% Promotion
Auch dieser Posten schlägt zu Buche. Hier enthalten sind Promotion in Magazinen, Blogs und Websites (redaktionelle Beiträge, Anzeigen, Promo Sampler…), Radiosender, ggf. Fernsehen und Promotion im Handel.
Ein großer Teil entfällt auf die Plattenfirma, was gerne beanstandet wird, doch lasst uns genauer hinsehen:
10% Gehälter
Die Plattenfirma zahlt ihren Mitarbeitern Gehälter plus Steuern, Sozialleistungen usw.
10% Betriebskosten
Um operieren zu können, bezahlt die Plattenfirma Miete, Strom, Heizung, Wasser, Telefon…
Inzwischen sind rund 70% des Geldes verteilt worden, bleiben 30% übrig, die wir aufteilen könnten in
10-15% Gewinn Plattenfirma
Bisher hat das Label nur seine Kosten gedeckt, natürlich will es auch Gewinn erzielen.
(5) 10-15% Anteil Künstler
Dass der Künstler hier am Ende aufgelistet ist, soll keinen Symbolcharakter haben…
Für den Gewinn des Labels sowie den Künstleranteil habe ich eine Spanne aufgeführt, da – wie schon erwähnt – unsere „10 Prozent Kalkulation“ sehr grob ist und es bei den einzelnen Posten Abweichungen gibt.
Kommt der Künstler selbst für die Produktion auf (Eigenproduktion oder bezahltes Studio), schließt das Label einen Lizenzvertrag mit ihm ab (auch „Bandübernahmevertrag“), über den der Künstler eine höhere Beteiligung erhält. Leider liegt diese dann nur selten über 20%, wenn man nämlich bedenkt, dass das Label selbst für die Produktion mindestens 10% einkalkuliert, fallen die üblichen 15 bis 18% für den Künstler verhältnismäßig mager aus.
Diese Kalkulation erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Verbindlichkeit oder Gültigkeit. Sie soll als Leitfaden für ein besseres Verständnis dienen, welches nicht nur in Stammtischgesprächen, sondern hoffentlich auch bei Vertragsverhandlungen nützlich sein kann.
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Viel Erfolg
– Julian Angel
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