Interview: Ben Blutzukker

„Auch drum herum mitwirken“

Ben Blutzukker lernte ich bei der MusicBiz Madness Konferenz 2013 als sehr engagierten Musiker aus dem dark-electro Bereich kennen. Ein paar interessante Geschichten hatte Ben auch zu erzählen, Grund genug, ein Interview zu machen…

Julian Angel (J.A.): Hi Ben, auch für Dich zuerst die Standardfrage: Wer bist Du und was machst Du?

Ben Blutzukker (B.B.): Hey Julian! Mein Name ist Ben Blutzukker und ich mache gerne irgendwas mit Musik. Das kann verschiedene Formen und Ausrichtungen annehmen.

J.A.: Du bist also als Musiker tätig, hast aber auch mit MI On Air einen genialen Musikerservice am Start – aber alles schön der Reihe nach.

B.B.: Genau!

J.A.: Wie siehst Du den aktuellen Untergrundmarkt für elektronische Musik? Welche Chancen haben unbekanntere Künstler und wie schwierig ist es, diesen Markt – oder gewisse Teile – für sich zu erobern?

B.B.: Ich habe das Gefühl, dass heutzutage jeder Musik macht und es daher ein unendliches Angebot an Musik gibt. Auf der anderen Seite wird Musik immer selbstverständlicher und auch immer seltener gekauft. Daher ist unser Plan, uns nicht nur auf das reine Musizieren zu beschränken, sondern auch drum herum bei einigem mitzuwirken. Wir waren z.B. schon Statisten in einem Zombie-Splatter-Film. Bei einem weiteren Splatter Film und einer Vampir-Web-Serie lief Musik von uns im Hintergrund. In einer Kurzgeschichtensammlung zum Thema Vampire wurde eine Story von mir veröffentlicht. Zuletzt war ich Synchronsprecher bei einem Brick Film. Das sind die Stop-Motion Videos aus Lego Steinen.

blutzukker_lego

J.A.: Die Frage nach dem Medium, also physischer Tonträger, Download oder beides, wird häufig diskutiert, hängt aber immer auch von der jeweiligen Stilrichtung ab. Wie verhält es sich in Deiner Szene?

B.B.: Meine Beobachtung ist es eher, dass es von dem jeweiligen Umfeld abhängt, in dem sich der potentielle Käufer aktuell befindet. Bei Konzerten ist ganz klar die CD der Gewinner, die lassen sich nach einem Gig sehr gut an den Fan bringen. Wir haben durchaus schon mit einer eigens entwickelten Applikation den Verkauf von MP3s direkt am Merchandise Stand angeboten, aber das hat niemanden gereizt. Vielleicht waren wir 2011 damit aber auch einfach noch zu früh dran. Wenn der Fan zuhause sitzt, werden sowohl MP3s als auch CDs bestellt. Da bin ich dem Internet natürlich sehr zu Dank verpflichtet, da wir durchaus so schon CDs nach Russland, die USA und Japan verschicken durften! Aber es gibt Überlegunge,n die nächste Veröffentlichung nicht mehr auf CD zur Verfügung zu stellen.

J.A.: Was unternimmst Du denn, um Dich und Deine Musik publik zu machen und am Ende natürlich Geld einzunehmen? Gibt es die eine oder andere geniale Methode, die Du mit uns teilen magst?

B.B.: Zum einen natürlich durch die eben erwähnten Kooperationen. Total genial können unsere Ideen bisher aber nicht sein, denn sonst könnten wir von der Musik leben. Aber ich finde es auf jeden Fall reizvoll, originelle Ideen umzusetzen und nicht immer nur die Standards zu verfolgen. So habe ich zum Beispiel immer Visitenkarten CDs in der Tasche, auf der ein paar Songs und Links von „BLUTZUKKER“ zu finden sind. Wenn ich auf der Straße oder im Club jemanden sehe, dem unser Sound augenscheinlich gefallen könnte, drücke ich ihm eine solche Visitenkarte in die Hand. Flyer haben wir wiederum diesmal nicht drucken lassen, denn diese werden in der Regel doch meist unbeachtet weggeworfen. Aber eine CD, die auch noch bequem in die Hosentasche oder ins Portmonee passt, wird beachtet!

Eine andere Idee, die wir umgesetzt haben ist mein aktuelles Bühnenoutfit. Beim Betrachten von Konzertfotos von uns hat mich das Auftreten in Straßenkleidung sehr gestört. Es wirkte auf mich nicht rund. Daher habe ich einen Stoff mit unserem aktuellen Maskottchen – dem Vampir Smiley – bedrucken lassen und meine Freundin hat für mich daraus einen Anzug geschneidert. Das Ding ist auf der Bühne DER Hingucker schlechthin!

blutzukker_dvd_frontJ.A.: Als wir uns kürzlich unterhalten haben, hast Du mir erzählt, dass vom letzten Blutzukker Release mehr Merchandise verkauft wurde als die Musik selbst. Da es sich bei den meisten wohl genau umgekehrt verhält, weckt die Geschichte natürlich Interesse. Erzähl bitte mal…

B.B.: Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich das bei anderen Musikern anders verhält. Das Merchandiseprodukt gibt es einfach nicht als Download oder als Stream. Aber auch hier haben wir eine unkonventionelle Idee umgesetzt und diesmal nicht nur T-Shirts bedrucken lassen. Den eben erwähnten Vampir Smiley haben wir ebenfalls als Plüschkissen mit einem Durchmesser von 24 Zentimeter im Angebot. Sowas hat nicht jeder und daher fällt es mehr auf als die T-Shirts!

J.A.: Wie steht es um Liveauftritte? Gibt es von Seiten der Clubs hin und wieder Vorurteile gegenüber „künstlicher Musik“?

B.B.: Nein, das Gefühl hatte ich bisher noch nie. Aber ich finde es heute schwieriger, an Auftritt ranzukommen, als z.B. 2005 – als wir unsere ersten BLUTZUKKER Gigs gespielt haben. Heute traut sich niemand mehr, kleinere Bands spielen zu lassen. Es sei denn, sie bringen noch ein bisschen Geld zur Absicherung mit. Und das sehe ich sehr selten ein!

J.A.: Du engagierst Dich für andere Musiker, indem Du ihnen Deinen Service MI On Air zur Verfügung stellst. Es handelt sich um einen Tracking Service, ähnlich wie bei TuneSat. Bitte bring uns die Idee dahinter etwas näher.

B.B.: Die Idee ist – wie bei vermutlich vielen Projekten – aus eigenem Interesse entstanden. Mit unserem ersten Album haben wir damals viele Internetradiosender bemustert, konnten aber überhaupt nicht einschätzen, ob unser Zeug denn auch gespielt wird. Daher habe ich einen Service entwickelt, der die Playlists von Webradiosendern beobachtet und protokolliert, sobald ein Song meiner Band gespielt wird. Natürlich inklusive des Zeitpunkts und wie viele Leute den Stream zu der Zeit empfangen haben. So konnte ich für mich selbst ein Feedback generieren. Und seit Anfang 2013 steht der Dienst für alle offen. Allerdings mit einer Einschränkung: aktuell werden nur Radiosender, die im groben Umfeld der „schwarzen Szene“ zu finden sind, beobachtet. Mehr schafft mein Server bisher nicht.

J.A.: Du hast das Programm zu MI On Air selbst geschrieben. Damit könnte sich ein Haufen Geld verdienen lassen. Wie sehen denn Deine Zukunftspläne damit aus?

B.B.: Ein Übernahmeangebot von Yahoo für 11 Millionen Dollar wäre natürlich knorke. Aber Scherz beiseite! Ob ein Haufen Geld damit zu machen ist, kann ich noch nicht einschätzen. Aber immerhin sind die Serverkosten für dieses Jahr schon durch Werbung wieder eingespielt. In Zukunft möchte ich das Portal noch gerne für weitere Musikgenres erweitern. Aber dafür sind weitere Server notwendig.

J.A.: Und was können wir von Dir als Musiker als nächstes erwarten?

B.B.: Ich probiere aktuell aus, mich selbst zu covern. Hat ja bei Nena damals ja auch super funktioniert!

J.A.: Zum Schluss noch Deine „famous last words“ – vielleicht ein paar Tipps für Deine Musikerkollegen?

B.B.: Nehmt euch und eure Musik nicht immer zu ernst. Nur wer Spaß dabei hat, kann Spaß damit vermitteln!

Hab vielen Dank für das Interview und die mitgebrachte Zeit.

Mehr über Ben Blutzukker:

Blutzukker (Band)
Ben’s Blog
Blutzukker „Fright Club“ Video
MI On Air (Service)

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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