Interview: Linus Klausenitzer

Entscheidend ist, dass man sich abhebt.
Bassist Linus Klausenitzer aus Erlangen hat für sich eine ganz spezielle Marktnische gefunden. Im Interview erzählt er uns von technischem Death Metal, Arbeit als Sessionmusiker, Endorsements und Kontaktpflege. Interessante Einsichten und ein Mutmachen, nicht immer Mainstream sein zu müssen…

Julian Angel (J.A.): Hi Linus, bevor wir ans Eingemachte gehen, stellen wir Dich kurz vor.

Linus Klausenitzer (L.K.): Hi Julian! Als Teenager ist bei mir eine Liebe zum E-Bass entbrannt, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Inzwischen spiele ich mit verschiedenen Metalbands und internationalen Künstlern zusammen. Am bekanntesten bin ich wohl für meinen Fretless Bass Sound bei der Band Obscura.

J.A.: Was Dich zu einem wirklich interessanten Gesprächspartner macht, ist die Tatsache, dass Du Dich richtig tief in einer Marktnische niedergelassen hast. Obscura ist nun auch kein Mainstream Metal Act, erfreut sich aber in Insiderkreisen sehr großer Beliebtheit – auch international.

L.K.: In der Tat eignet sich „technischer Death Metal“ durch seine Härte und Komplexität nicht gerade dazu, ihn nebenbei im Auto zu hören. Wir sind jedoch glücklich, uns keinen üblichen Songstrukturprinzipien oder kommerziellen Kompositionsschablonen fügen zu müssen. Wir lieben es, unkonventionelle und handwerklich fordernde Stücke zu schreiben – das soll jedoch nicht heißen, dass der gute Song für uns nicht im Mittelpunkt steht.

Durch etliche Veröffentlichungen und Tourneen konnte sich Obscura einen festen Platz in dieser Szene erarbeiten. Seit meinem Einstieg im Jahr 2011 haben wir über 4 Kontinente betourt. Diese Erfahrungen mit authentisch gemachter Musik machen zu dürfen, empfinde ich als großes Privileg.

J.A.: Im Vorgespräch hattest Du erwähnt, wie Dich Deine von langer Hand aufgebauten Kontakte zu Obscura gebracht haben. Hast Du ein paar Tipps zur Kontaktpflege? Und wie viel Zeit sollte man mitbringen, um von seinen Kontakten zehren zu können?

L.K.: Als ich beschlossen habe, dass Musik nicht mehr nur Hobby sein soll, habe ich jede Chance genutzt, mit verschiedenen Musikern spielen zu können, wenn ich etwas dazulernen konnte. Von  Jazzsessions, über Top 40 Bands bis hin zum Death Metal Konzert mit einem Symphonieorchester war alles dabei.

So habe ich die ersten interessanten und kreativen Köpfe getroffen, die mir den Weg in die Metalszene geebnet haben und mit denen ich auch noch heute zusammen spiele. Der Weg dorthin war jedoch lang und schwer. Man braucht einen langen Atem und muss viel Zeit und Kraft investieren. Wie auch in vielen anderen Bereichen im Leben muss man bereit sein, seinen Horizont zu erweitern.

Ich erlebe zu oft, dass gute Musiker, auch studierte, zu Haus in ihrem Keller versumpfen und über ihre Bandsituation jammern. Es gibt sehr viele Wege, andere Musiker kennen zu lernen und hilfreiche Tipps zu bekommen. Man muss nur aktiv werden: Workshops, Messen oder auch Veranstaltungen wie die MusicBiz Madness Konferenz, die ich jedem Musiker nur wärmstens ans Herz legen kann (zu dieser Aussage haben wir Linus nicht genötigt, Anm.).

In meiner Anfangszeit hat mir auch die Präsenz im Web den Weg in verschiedene Bands geöffnet. Der Einstieg in professionelle Bands passierte jedoch fast ausschließlich über persönliche Kontakte.

J.A.: Durch Dein virtuoses, ‚obscures’ Bassspiel hast Du Dir einen Namen in der Szene machen können und bekommst nun häufig Anfragen als Sessionbassist.

linus01L.K.: Früher dachte ich, Vielseitigkeit sei der einzige Weg, um als Sessionist an Jobs zu kommen. Sie schadet sicherlich nicht, aber entscheidend ist, dass man sich abhebt. Ich schätze, ich habe meine Jobs dem Radio, unzähligen Top 40 Bands und den Hochschulen zu verdanken, die dafür sorgen, dass musikalische Klone den Musikermarkt überschwemmen. Meistens werde ich von Leuten gebucht, denen mein 6- und 7-Saiter Fretless Bass Sound gefällt.

J.A.: Kommen andere Musiker und Auftraggeber einfach auf Dich zu, weil sie Dich spielen hören haben, oder wirst Du selbst auch aktiv?

L.K.: Die meisten haben mich live gesehen oder mich auf einer anderen Platte gehört. Auch Empfehlungen haben mir Jobs eingebracht. Manchmal entsteht auch Zusammenarbeit mit Musikern, über die ich bei Facebook & Co Kontakt halte. Meine Webseite ist ein wichtiges Werkzeug, um einen Eindruck von meinem Bassspiel zu vermitteln und einen Einblick in meine Vita zu geben.

Früher habe ich Studios angeschrieben und mich als Bassist vorgestellt. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass dabei jemals ein Job herausgesprungen ist. Nicht jede Art der Selbstvermarktung funktioniert. Man muss vieles ausprobieren.

Auf gewisse Weise habe ich geschafft, einen Vorteil aus dem übersättigten Markt von Bands zu ziehen. Home-Recording ist so einfach geworden, dass viele Musiker im Keller ihr eigenes Album aufnehmen. Diese haben oft aber keine eigene Band, dafür aber die finanziellen Mittel um  Leute für ihre Produktion zu beauftragen, die sie aus ihrer Plattensammlung kennen. Fretless Bass können glücklicherweise die wenigsten Gitarristen selbst spielen.

J.A.: Obendrein gab es für Dich einen Endorsement Deal mit Ibanez, was ja einem Ritterschlag gleichkommt. Wie kam es dazu?

L.K.: Ich bin wirklich mehr als glücklich mit meinem Ibanez-Endorsement. Wir pflegen ein enges Verhältnis und ich bin ein großer Fan ihrer Instrumente. Ibanez haben mir extra für meine Zwecke eine Fretless Variante von ihrem BTB676 und ihrem BTB7 gefertigt. Die Bässe klingen toll und sind sehr robust, so dass ich auf Tour noch nie Probleme mit meinen Bässen hatte. Zudem bin ich glücklicher Endorser für D’Addario und Planet Waves.

Der Kontakt zu Ibanez entstand als ich bei Obscura eingestiegen bin. Ich hatte schon lange positive Erfahrungen mit Ibanez Bässen gemacht und konnte den Kontakt nutzen, über den schon unser Gitarrist Christian Münzner sein Endorsment mit Ibanez abgewickelt hatte. Ich habe Kontakt mit Ibanez aufgenommen und bin glücklicherweise auf Interesse gestoßen.

Wer ein Endorsement haben möchte, muss allerdings nicht zwingend in einer internationalen Band aktiv sein. Ich denke, entscheidend ist, dass man mit entsprechender Außenwirkung auf Produkte aufmerksam machen kann. Dies kann auch z.B. über YouTube oder Messeauftritte passieren.

J.A.: Die Aufnahmen machst Du bei Dir zu Hause. Brauchst Du dafür ein riesiges Studio Setup oder geht es auch schlicht?

L.K.: Mein Setup ist sehr puristisch. Ich benutze ein USB Interface, meine DAW und meine Studioboxen. Ich gebe dann entweder das rohe Aufnahmesignal weiter, das zum Re-Amping im Studio meines Kunden verwendet wird, oder ich benutze einen Amp Simulator. Im Bassbereich gibt es hierfür inzwischen sehr gute Plugins.

J.A.: Bekommst Du Transkriptionen der Musik, oder lässt Du eben Deinen Stil mit einfließen?

L.K.: Oft kann ich mich an einer Guide-Spur orientieren oder an einem Guitar Pro File. Meistens sind die Vorgaben aber sehr frei, so dass ich mich kreativ ausleben kann. Manchmal schreibe ich auch alle Basslines. Ich orientiere mich diesbezüglich am Wunsch des Kunden.

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J.A.: Was steht als nächstes an?

L.K.: Mit Obscura befinden wir uns im Songwritingprozess zu einer neuen Platte, die nächstes Jahr veröffentlicht werden wird. Wir haben neue Bandmitglieder an Bord, die musikalisch frischen Wind in die Band bringen. Darauf freue ich mich tierisch. Wenn das Album veröffentlicht ist beginnt der nächste Tourzyklus.

Außerdem bin ich Teil einer neuen Band mit dem Namen Alkaloid mit der wir mitten in der Produktion zu unserem Debut-Album stecken.

Wer sich näher für meine musikalischen Aktivitäten interessiert, kann mir auf Facebook folgen oder meine Webseite besuchen.

J.A.: Deine berühmten letzten Worte….:

L.K.: Lasst euch nicht von Engstirnigkeit blenden und bereichert unsere Musikwelt mit euren Ideen! Wir sehen uns auf der MusicBiz Madness Konferenz!!!

J.A.: Oh, ja, da werde ich natürlich auch sein, es muss ja jemand die Türe aufsperren… Hab vielen Dank für das wirklich ausführliche Gespräch mit Dir.

 

P.S. die MusicBiz Madness Konferenz 2014 findet am 12.10.  in Frankfurt statt. Alle Infos findest Du hier.

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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