Nachdem wir im ersten Teil über Musikarten, Themen und Produktionsstandards gesprochen haben, befassen wir uns heute damit, wie die eigene Musik ihren Weg in Film-, Fernseh- und Werbeproduktionen findet. Ihr könnt die ganze Sache sowohl selbst in die Hand nehmen, Euch aber auch einiger Vermittler bedienen.
Wer braucht Musik?
Menschen oder Firmen, die Bedarf an Musik im Hintergrund von bewegten Bildern haben, sind vielfältig: Es kann ein freischaffender Filmproduzent sein, der gelegentlich Aufträge für Industriefilme, Werbe- und Onlinespots bekommt, gerne auch Reportagen für Fernsehsender produziert. Auch (kleinere) Fernsehsender und lokale Radiostationen produzieren Berichte und Spots – allerdings haben die meisten ihren hauseigenen Produzenten sowie unzählige ‚vor-geklärte’ CDs mit GEMA-freier Musik.
In etwas größerem Stil geht es dann bei Werbeagenturen, Fernsehsendern und Filmproduktionsfirmen zu. Diese beschäftigen ab einer gewissen Größe Menschen, sogenannte Music Supervisors, die sich einzig damit beschäftigen, für die jeweiligen Produktionen passende Musikstücke zu finden und diese zu ‚klären’, das heißt, mit den Rechteinhabern Lizenzgebühren für deren Nutzung auszuhandeln.
Kontaktaufnahme
Jene Music Supervisors sind Eure Ansprechpartner. Bei kleineren Produktionsfirmen oder lokalen Fernsehsendern wird diese Aufgabe oft als ‚Nebenbeschäftigung’ von anderen in die Produktion involvierten Mitarbeitern übernommen, bei freischaffenden Filmemachern werden sämtliche Bereiche von einer Person abgedeckt.
Eine Kontaktaufnahme per Telefon ist natürlich der persönlichste Weg, allerdings geht Ihr das Risiko ein, Euren Ansprechpartner mitten in einer Produktion und damit auf dem falschen Fuß zu erwischen. Demnach ist eine eMail keine schlechte Alternative.
Stellt Euch wie immer kurz und prägnant vor: wie Ihr heißt, was Ihr könnt, was Ihr wollt. Erkundigt Euch, ob derzeit Projekte anstehen, in denen Eure Musik Verwendung finden könnte. Schickt per eMail einen Link zu sämtlichen Hörproben (gestreamt, einzelne Downloads kommen nicht gut an) und bietet an, eine Daten DVD mit fertig gemasterten WAV Files aller Songs zu schicken.
Nachhaken ist wichtig, allerdings solltet Ihr Eurer Kontaktperson gut 14 Tage Zeit geben, sich zu melden.
Viele Music Supervisor arbeiten jedoch lieber mit ein paar wenigen Musiklieferanten zusammen. Dies erspart ihnen viel Verwaltungsarbeit, außerdem arbeiten solche Musiklieferanten bereits im Vorfeld als Filter. Man nennt sie entweder ganz einfach Musikverlage oder…
Music Libraries
Music Libraries sind im Grunde Musikverlage, die sich auf die Platzierung in Filmproduktionen jeglicher Art spezialisieren. Stellt sie Euch ähnlich vor wie das, was Fotolia für Bilder ist. Manche solcher Libraries bieten pure vollautomatisierte Massenabfertigung, die besseren unter ihnen beraten ihre Kunden aber auch persönlich.
Was alle Libraries gemeinsam haben ist die Möglichkeit für den Kunden, ganz gezielt nach Stilistiken, Stimmungen und vorgeschlagenen Verwendungsarten zu suchen und die Musik probehalber anzuhören.
Die meisten aller Music Libraries arbeiten auf nicht-exklusiver Basis, so dass Ihr weiterhin die Kontrolle über Eure Musik behalten könnt. Dazu aber im dritten Teil noch viel mehr.
Kleinere (und persönlichere Libraries) suchen sich die Künstler aus, mit denen sie zusammenarbeiten wollen. Ihre Kunden wissen den entsprechend hohen Qualitätsstandard sowie das Know-How der Betreiber zu schätzen. Ein Beispiel für solch eine Library ist die Film And TV Music Library aus Los Angeles.
Bei den größtenteils vollautomatisierten Music Libraries kann nahezu jeder seine Musik hochladen, nach Belieben taggen (Stil, Stimmung etc.) und abwarten. Pump Audio (gehört zu Getty Images) oder YookaMusic sind zwei Beispiele.
Ein Zwischending stellen Music Dealers aus Chicago dar, die einen Upload in Eigenregie ermöglichen, die Musik aber dennoch aktiv bei ihren Stammkunden anbieten und persönlichen Kontakt zu den Musikern halten.
Der eigene Shop
Natürlich könnt – und solltet – Ihr Eure Musik auch über Eure eigene Website (ggf. eine gesonderte Website) für Filmproduktionen anbieten. Dies bringt natürlich einen gewissen programmiertechnischen Aufwand mit sich, es gibt aber mit Licensequote zum Beispiel ein spezielles ‚Such- und Shopsystem’, über welches Ihr Eure Musik sogar vollautomatisiert anbieten und Lizenzen verkaufen könnt. Die Kosten sind ab $ 50.00 pro Jahr sehr musikerfreundlich.
Geduld
Nichts geschieht über Nacht, und nicht jeder Song wird platziert. Es kann durchaus über ein oder zwei Jahre lang dauern, bis Ihr Euren ersten Song platziert. Egal ob bei freischaffenden Filmproduzenten oder mit Hilfe von Libraries – nicht jeder hat sofort Verwendung für Eure Musik. Doch eines Tages wird Eure Musik für ein Projekt passen.
Besonders bei der direkten Zusammenarbeit mit Freischaffenden oder kleinen Firmen zahlt sich hier ein am-Ball-bleiben aus, um bei Euren Kunden in guter Erinnerung zu bleiben, so dass diese gleich an Euch denken, wenn ein bestimmter Musikstil gefragt ist.
…und da es hin und wieder Auftraggeber gibt, die für ihren Film oder ihren Werbespot ihr ganz eigenes exklusives Musikstück haben wollen, dürft Ihr gerne darauf hinweisen, dass Ihr auch Auftragsproduktionen macht (und schnell liefern könnt!).
So viel für dieses Mal. Im dritten Teil erfahrt Ihr dann, wie die Deals mit den Nutzern sowie den Music Libraries aussehen und was unterm Strich bei der ganzen Sache verdient werden kann.
Viel Erfolg
Julian Angel
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