Musikbusiness im Jahr 2020

Was wird uns das neue Jahr bringen? Solche Vorhersagen sind so oder so immer sehr vage, reine Spekulation. Aber Mensch, solche Artikel sind nun mal Pflicht. Also wagen wir den Ausblick, natürlich mit dem Schwerpunkt auf selbstvermarktenden Musikern.

Ich bin mir sicher, dass es in diesem Jahr etliche Alben mit dem Titel „20/20“ geben wird, was für eine normale Sehschärfe steht. Ja, lass Dir etwas anderes einfallen…

Seit dem 3. Januar fließen nun auch Youtube Streams in die Ermittlung der Charts ein. 1.250 Klicks eines zahlenden Nutzers stehen dabei für einen Albumverkauf. Nichtzahlende Betrachter müssen schon 3.750 mal hinschauen. Coverversionen oder Fanvideos sollen nicht gezählt werden.

Was bedeutet das für selbstvermarktende Musiker? Dass die Erfahrung gezeigt hat, dass Du wesentlich schneller eine CD, Schallplatte oder einen Albumdownload verkaufen kannst als 1.250 (oder sogar 3.750) Leute dazu zu bewegen, Dein Video anzusehen. Der Verkauf sollte demnach auch 2020 Priorität haben. Und falls es Dir weiterhilft (vor allem in Hinblick auf Dein Marketing), mit 55% hat Youtube nach wie vor den größten Anteil am Streaming Markt.

Die CD ist weiterhin auf dem absteigenden Ast, was sogar Betreiber von Second Hand Plattenläden eingestehen. Vinyl legt dafür immer noch zu. Ob die CD zu einem Nischenprodukt verkommt, wird sich zeigen. Da die meisten Selbstvermarkter ohnehin Nischenmusik für ein Nischenpublikum spielen, wäre der Nischentonträger doch eine perfekte Ergänzung. Schließlich bietet eine CD im physischen Bereich eine wesentlich größere Gewinnmarge als Vinyl. Und der guten alten Schallplatte hatte man ja auch schon einmal den kompletten Tod prophezeit.

Das Variety Magazin sagt eine „Streamingermüdung“ voraus. Gerade wenn manche Titel nur über bestimmte Plattformen erhältlich sind, würde die Fans das Springen zwischen den Plattformen nerven, die jeweiligen Gebühren nicht zu vergessen. Letzteres betrifft dann eher den Video Streaming Markt.

Journalistin und Podcasterin Cherie Hu fürchtet eine Zunahme von „Pay to Play“ auf Streaming Plattformen. Bei dem musikalischen „All-You-Can-Eat“ werden Fans und Streams immer stärker umkämpft, so dass gängige Methoden der Fangewinnung wohl nicht mehr ausreichen können.

8Dsync Gründer Michael Donaldson kritisiert die ständig wechselnden Algorithmen und Bedingungen im Social Media Bereich. Dies ermögliche Musikern keine wirkliche Unabhängigkeit (wie wahr). Er setzt darauf, dass Musiker künftig noch mehr Unabhängigkeit anstreben und ihre Fans wesentlich direkter an sich binden werden. Da kommt der gute alte Newsletter wieder ins Spiel. Große Stars bitten ihre Fans zunehmend um ihre Handynummern, um sie per SMS auf dem Laufenden zu halten.

Mark Mulligan von MIDiA Research sieht Musiker im kommenden Jahrzehnt weniger ausschließlich auf Musik beschränkt, sondern als Kreateure im weiteren Sinn. Eigene Podcasts könnten zum Beispiel eine weitere Marketingmaßnahme oder sogar Einnahmequelle werden.

Fazit? Den Weg in eine stärkere Unabhängigkeit würde ich begrüßen. Wenn ich nur an meine Fans bei MySpace zurückdenke, die auf Grund sich ändernder Trends (Facebook) plötzlich so gut wie weg waren. Zwei Jahre Arbeit umsonst. Dafür konnte ich bei Albumveröffentlichungen über meinen Newsletter Konversionsraten von bis zu 30% erreichen. Und selbst dieser Newsletter läuft auf meinem PC, nicht in der Cloud eines Unternehmens, das schon morgen bankrott gehen könnte.

Also, ganz im Sinne von „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, mach Dich unabhängig. Ziehe Deine Fans zu Dir herüber. Schreibe ihre eMail Adressen am besten auf ein Blatt Papier und lege es in einen Safe. Damit dürfte auch dem Datenschutz genüge getan sein…

 

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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