Immer wieder hören und lesen wir von den teilweise rapiden Veränderungen innerhalb der Musikbranche. Beim Nutzen von Plattenfirmen können wir beinahe behaupten, dass sich die Dinge auf den Kopf gestellt haben. Früher war es noch üblich, sich zunächst selbst zu vermarkten, bis man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, der den Plattenfirmen als Beleg für Qualität, Eifer und Akzeptanz diente und damit das wohl beste Argument für einen Plattenvertrag lieferte.
Heute gehen viele Musiker den umgekehrten Weg. Sie unterschreiben bei einem independent Label, das in ihrer stilistischen Szene über einen gewissen Einfluss verfügt, lassen sich mit einem oder zwei Alben in der Szene bekannt machen, um anschließend alles selbst in die Hand zu nehmen.
Prominente Beispiele sind Trent Reznor (Nine Inch Nails), Moby und der Liedermacher Konstantin Wecker (Frank Fellermeier berichtete bei MusicBiz Madness 2013). Sie erlangten mit Hilfe von Plattenfirmen Bekanntheit und vermarkten sich nun selbst an ihre – mit Hilfe der Labels aufgebaute – Fangemeinden. Doch auch in den Marktnischen springen immer mehr Musiker von den Labels ab, um das Zepter selbst in die Hand zu nehmen.
Der Zug ist nicht wirklich fein, doch gerade am Anfang der Karriere stehen viele Musiker vor der Herausforderung, sich eine große Fangemeinde aufzubauen. Hier kann ein Plattenlabel mit Budget und Marketingmaschinerie gute Arbeit leisten.
Wichtig ist, den Absprung möglich zu machen. Gerade im Independent- und Nischenbereich sind Bandübernahmeverträge nahezu Gang und Gäbe. Das Label erwirbt also nicht die Rechte am Künstler selbst, sondern nur an seinen Aufnahmen (und damit auch nicht zwingend an den Kompositionen!!!). Gestaltet man den Vertrag so, dass er stets nur ein Album betrifft, hat man die Möglichkeit, mit anderem Songmaterial auf mehreren Hochzeiten zu tanzen, also auch auf der eigenen.
Hier wird also die Plattenfirma als Marketinginvestition genutzt. Man opfert hohe Verkaufsbeteiligungen zu Gunsten der Steigerung der Bekanntheit, um später bei der Selbstvermarktung auf eine größere Fangemeinde zugreifen zu können.
So stellt sich auch moralisch einiges auf den Kopf… Natürlich muss man auch erst einmal an einen Plattendeal herankommen. Gerade in der Melodic Rock Szene scheint man selbige in letzter Zeit aber nahezu nachgeworfen zu bekommen…