Es muss ja nicht unbedingt daran liegen, dass bei Musikern das Geld ständig knapp sein soll. Vielmehr sollten wir uns genau überlegen, wofür wir unser Geld ausgeben, und bei der Fülle an „jetzt-noch-mehr-und-noch-viel-besser“ Angeboten wissen wir am Ende nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Also versuchen es viele beim Marketing erst einmal ohne großen Aufwand und sehen wie weit sie kommen.
Um Dich überhaupt mit dem Thema Musikmarketing vertraut zu machen, ohne dabei Geld in den Sand zu setzen, habe ich Dir hier eine Anleitung zum Musikmarketing ganz ohne finanziellen Einsatz zusammengestellt.
Natürlich wirst Du damit eines Tages an Deine Grenzen gelangen und auf externe Dienstleister zurückgreifen müssen, aber bis dahin wirst Du ausreichend Erfahrungen gesammelt haben, um zu wissen, was Du genau benötigst, und kannst dementsprechend Deine Wahl treffen.
Hey-Ho, let’s go:
Verkaufsplattform
Okay, CDs und Vinyl kosten zunächst Geld, daher versuchst Du es erst einmal rein digital. Doch auch 90 Prozent der Verkaufsplattformen verlangen Einstellgebühren, Jahresbeiträge oder ähnliches. Alle? Nein, nicht alle.
Der Digitalvertrieb ONErpm bietet Dir zum Beispiel einen risikofreien Dienst und bringt Deine Musik ohne feste Gebühren in sämtliche Download- und Streamingplattformen. Dafür nimmt sich ONErpm eine Kommission von 15%.
Bandcamp ist ein weiterer extrem künstlerfreundlicher Dienst, der allerdings ausschließlich als standalone Lösung arbeitet, also keine fremden Stores und Portale beliefert. Dafür kannst Du Deine Songs kostenlos hochladen und anbieten. Bandcamp zahlt Dir im Schnitt 82% Deiner Einnahmen aus, bei Verkäufen, die am ersten Freitag eines Monats stattfinden, bekommst Du sogar 100 von 100. Bandcamp ist bei den Fans sehr beliebt und bietet viele gute Möglichkeiten zum Stöbern und Entdecken.
Auch Gumroad bietet Dir die Möglichkeit, neben vielen anderen Dingen auch mp3s oder gar hochauflösende Dateien zu verkaufen. Ohne feste Gebühren, gegen eine Kommission von maximal 9%.
Und da wäre noch Deine Website, auf der Du mit Hilfe eines schlichten PayPal Buttons Deine Käufer auf eine Downloadseite weiterleiten kannst.
Social Media
Ja, Social Media ist ein alter Hund, leider auch sehr überlaufen mit sehr viel „Lärm“, den es erst einmal zu durchdringen gilt. Aber es ist ein Anfang, um Freunde und erste Fans zum Kauf zu bewegen.
Tipp: Suche Dir Gruppen, die sich speziell mit Deiner Musikrichtung befassen. Hier tauschen sich Fans aus, verlinken Videos zu Geheimtipps der Szene, fotografieren ihre Plattenkäufe und so weiter. Solchen Gruppen kannst Du beitreten, mitreden, Dich als Musiker zu erkennen geben und dann eines Tages Dein eigenes Video verlinken oder auf Deine neue Musik bei Bandcamp, Spotify und Konsorten hinweisen.
Playlisten
Wenn Du Deine Musik über einen kostenlosen (ja, wollen wir hier so) Digitalvertrieb in Streamingportale wie etwa Spotify gebracht hast, kannst Du Dich darum bemühen, Deine besten Songs in Playlisten unterzubringen.
Wir sprechen hier nicht von der obskuren „New Music Friday“ Playlist, sondern von Playlisten, die von Fans erstellt und betrieben werden. Diese sind offen für gute neue Musik und können Dir ermöglichen, eine Vielzahl neuer Hörer zu erreichen.
Allerdings sind diese „Kuratoren“ häufig etwas verzwickt zu erreichen, da kann schon einiges an Detektivarbeit notwendig sein. Wenn sie in ihrer Beschreibung eine Kontaktmöglichkeit anbieten, darfst Du Dich glücklich schätzen. Wenn nicht, musst Du sie vielleicht in den sozialen Medien suchen und dort kontaktieren.
Du siehst, was kein Geld kostet, erfordert dafür umso mehr Mühe.
Musikblogs
Ob sie sich nun Blogs oder Webzines nennen, Websites, die sich mit bestimmten Musikrichtungen befassen, erreichen ein ganz besonders engagiertes Publikum. Hier lauern Deine künftigen Superfans, die sich dort nämlich aktiv und gezielt nach neuer Musik umsehen.
Nimm Kontakt zu den für Dich passenden Redakteuren oder Schreiberlingen auf und frage sie, ob sie eine Kritik zu Deinem neuen Album schreiben wollen. Dazu würdest Du ihnen Coverartwork, Bandinfo sowie die mp3s Deines Albums rein digital zukommen lassen.
War die Kritik gut und Ihr bleibt weiterhin Freunde, darfst Du gerne nach einem Interview fragen.
Mache das mit so vielen Blogs wie möglich. Je stärker sich die Blogs auf Deine Stilrichtung beschränken, umso besser.
Hast Du einmal eine gute Kritik ergattert, darfst Du sie gerne in den Gruppen auf Social Media teilen, in denen Du eifrig mitmischst.
Onlineradio
In nahezu jeder Musikszene gibt es mittelgroße und winzig kleine Onlineradios, die gerne Musik von ungesignten Musikern spielen. Gehe hier genauso vor wie bei den Musikblogs. Und lass Dich nicht von Sendungen mit 30 Hörern abschrecken, das sind die ganz hartgesottenen Fans.
Da diese Sender online senden, blenden sie dabei auch Bandnamen, Songtitel und häufig auch das Coverartwork mit ein.
Tipp: bevorzuge Sendungen, die aktiv moderiert werden.
Pro Tipp: schicke den Sendern, die bereit sind, Deine Musik zu spielen, eine kurze Station ID. Das sind jene „Hey, hier ist ….. und Ihr hört …..“ Ansagen. Mp3 genügt. Die meisten Moderatoren sind dafür sehr dankbar.
Der nächste Schritt
Irgendwann wirst Du Deine persönliche Grenze erreicht haben. Sei es, weil Dir die Zeit fehlt, Du keine neuen Kontakte mehr findest oder weil Du in die nächste Liga aufsteigen willst.
Jetzt kannst Du Dir professionelle Promoter suchen, die Dir helfen, noch bekannter zu werden. Promoter verfügen über ein Netzwerk an persönlichen (ich betone „persönlichen“ !!!) Kontakten in der Medienwelt. Sie lassen sich also nicht für die reine Versandarbeit von Dir bezahlen, sondern für ihren Einfluss.
Bis hierhin hast Du selbst schon ausreichend Erfahrungen gesammelt und erste Verkaufserfolge verzeichnet, so dass Du mit gutem Gewissen Geld für die Promotionarbeit ausgeben kannst.
Tipp: Meide Dienstleister, die Deine Musik oder Pressemitteilungen „mit einem Klick“ an hunderte von Redaktionen schicken. Die meisten Redaktionen betrachten das als Spam.
So, das war die Anleitung für Deine ersten Schritte im Musikbusiness ohne dabei auch nur einen Cent auszugeben – mal abgesehen von Strom und Deinem Internetanschluss.
Viel Erfolg.
Genauere Anleitungen zur Selbstvermarktung findest Du im MusicBiz Madness Shop.
*********************************************
MusicBiz Madness ist Deutschlands erste
Musikbusiness Konferenz für Musiker
*********************************************
Newsletter
Mit dem MusicBiz Madness Newsletter erfährst Du bequem und automatisch von neuen Artikeln.
Außerdem erhältst Du weitere Tipps über das Musikbusiness, die wir sonst nirgendwo veröffentlichen – also richtig exklusiv…
Obendrein bekommst Du Zugang zum eBook
„Einkommensquellen für Recorded Music“.