Songwriter Demos: Anforderungen?

Letzte Woche schrieb mir eine Songwriterin, dass einer ihrer Songs von einem Produzenten abgelehnt wurde, da diesem die Qualität des Demos nicht gefallen hatte. Der Produzent hätte sich ein Demo in internationaler Klangqualität gewünscht, fertig arrangiert und poliert. Tatsächlich schreiben viele Produzenten bei ihrer Suche nach neuem Songmaterial in ihren Annoncen sehr häufig den Zusatz „finished Songs only“. Verständlicherweise fragen sich viele Songwriter, warum das so gewünscht wird, schließlich wird der Produzent den Song doch ohnehin neu aufnehmen und der Stimme und dem Stil des Interpreten anpassen. Oder nicht? Ich habe mich nach Antworten umgehört.

Tracks vs. Songs
Es gibt natürlich Stilrichtungen wie Hip Hop, R&B und viele Kategorien der elektronischen Musik, die mehr von den Beats, Rhythmen und Sounds leben als von den eigentlichen Gesangsmelodien. Hier erscheint es verständlich, dass weniger nach Ideen als vielmehr nach fertigen Produkten bzw. Produktteilen gesucht wird. Also werden am Ende fertige Tracks bzw. deren einzelne Spuren lizenziert.

Die perfekte Vorlage
Was viele schon geahnt haben, scheint zu einem Großteil auch wahr zu sein: die Endabnehmer, und das sind dann die Interpreten, haben nicht die nötige Vorstellungskraft, anhand eines simplen Demos zu erkennen, wohin die Reise für sie gehen könnte. Da mögen dann auch die Hinweise und Umschreibungen ihrer Produzenten nicht helfen. Dazu erklärt Ellie Weinert, Herausgeberin von Songs Wanted:

„Demo-Produktionen aus Schweden oder den USA werden immer ausgefeilter und oftmals mit einem „sound-a-like“ Demosänger aufgenommen, damit der Künstler sich besser vorstellen kann, dass ihm der Song richtig liegt. Das ist inzwischen das Level, an dem sich Songwriter auch hierzulande messen lassen müssen. Einfache Klavier- und Gitarrendemos mit Vocals haben schon lange keine Chancen mehr, Gehör zu finden. Die Hörgewohnheiten und Vorstellungskraft, was eine gute (kommerzielle) Komposition ist, haben sich gewandelt.“

Zeit und Geld sparen
MusicBiz Madness Referent Marc Weissenberger, der die Szene ständig beobachtet, sieht die Gründe, von Songwritern eine perfekte Blaupause zu verlangen in der Zeit, die ein Produzent beim Reproduzieren sparen kann:

“Hier ist die gesamte Arbeit bereits getan, Produzent und Künstler müssen sich die Sachen nur noch anhören und Fragen wie „gefällt es Dir?“ oder „kannst Du das singen?“ klären. Danach wird der komplette Track neu eingespielt und fertig ist die Laube. Das ist schlichtweg eine Frage des Geldes und wie könnte man mehr Zeit und Geld sparen, als sich den nächsten Hit auf dem Silbertablett servieren zu lassen?“ Man spart sich also Gedanken über Sounds und Arrangements bzw. die damit verbundene Tüftelei.

Es geht auch traditionell
Lieber klassisch mag es Produzent David Bronner, der u.a. mit Hubert von Goisern, der Ersten Allgemeinen Verunsicherung und den Prinzen arbeitete und in diesem Jahr mit den Monroes ein Top10 Album in Österreich landen konnte:

„Mir persönlich sind am liebsten die ganz einfachen Layouts, am besten nur Stimme und Gitarre oder eben Klavier. Dergestalt kann ich am besten den Song beurteilen und werde aber gleichzeitig nicht mit Arrangement-Ideen überschüttet. Da bleibt also mehr Platz, dass ich eigene Ideen entwickle.“ Mit einem Grinsen fügt er hinzu:  “Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Song wie Paul Simons „Bridge Over Troubled Water“ als „top lining job“ hätte entstehen können. Und welcher Sounddesigner hätte sich schon getraut, ein Playback abzugeben, das zwei Strophen lang nur aus einem einfachen und banalen Klavier besteht.“

Top Lining
Was man unter „Top Lining“ versteht, erklärt David weiter: “In den USA gibt es eine ganze Industrie rund um das Song schreiben, das sich heute aus zwei Gruppen zusammensetzt: Die ersten, die irgendwelche Playbacks baut, wo es also um das Sounddesign geht. Die interessantesten Tracks gehen dann an die zweite Gruppe, die über dieses Sounddesign „top lines“ sucht und findet, also letztendlich die eigentliche Melodieführung wie auch den Text auf ein bestehendes Playback schreibt.“

Mut für Songwriter
Es gibt also neben den Produzenten, die nach fertigen Produkten suchen, nach wie vor jene, die nur zu gerne ihre eigenen Ideen in den Song einfließen lassen. Mit wem man es zu tun hat, lässt sich leicht herausfinden, indem man fragt „Willst Du eine fertig produzierte Vorlage haben, oder lieber ein simples Layout, dem Du Deine eigenen Ideen hinzufügen kannst?“. Immerhin zeugt die Frage von einem gewissen Verständnis des Geschäftes.

Dass nicht jeder Songwriter über Mittel und Gerätschaften verfügt, regelmäßig auf internationalem Chartniveau Demos zu produzieren, ist verständlich. Dennoch kann es nicht schaden, einen Song so weit zu arrangieren, dass sich die Stilistik erkennbar herauskristallisiert.

Ich mag an dieser Stelle wieder einmal betonen, wie sinnvoll es ist, mit anderen Musikern Leistungen unentgeltlich zu tauschen: Demomix gegen Demogesang, Gitarrenspur gegen Klavierspur und so weiter. So hat man im Idealfall für jedes erdenkliche Arrangement einen Musiker, der oder die das Ganze entsprechend umsetzen kann.  Für all diejenigen, die niemanden finden, hat studiotraxx.com wieder seine virtuellen Pforten geöffnet…

In diesem Sinne wie immer viel Erfolg und Kreativität !!!

Wie sind Deine Erfahrungen? Bitte teile sie mit uns, indem Du einen Kommentar hinterlässt. Vielen Dank!

Julian Angel

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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