Musikvideos erfolgreich veröffentlichen

Das Märchen vom schnellen Youtube Erfolg wird immer noch gerne so dargestellt: Band lädt Video hoch, wie von Geisterhand wird das Video geklickt, geteilt und plötzlich tanzen wir alle Gangnam Style. Wenn wir aber genau hinsehen und hören, stellen wir fest, dass auch ein scheinbar simpler Video Upload nahezu wie eine Albumveröffentlichung beworben werden will.

Um das beste aus einem Video Release herauszuholen, müssen wir Vorbereitungen treffen, die zusammengefasst durchaus als Kampagne bezeichnet werden können. Wir verteilen Aufgaben innerhalb der Band, laden das Video bereits vor der Veröffentlichung hoch, um böse Überraschungen zu vermeiden und sorgen dafür, dass wir selbst am Tag des Releases ausreichend Zeit haben, uns um alles zu kümmern.

Die „100 Freunde Liste“
Internetmarketer Chris Guillebeau empfiehlt, am Tag der Produktveröffentlichung (hier unser Musikvideo) eine eMail an 100 Freunde und Bekannte zu schicken, mit der Bitte, die frohe Kunde per Weiterleitung und als Post zu verbreiten. So schreiben wir also am Tag der Veröffentlichung 100 Freunde an, geben ihnen den direkten Link, um sich das Video selbst anzusehen sowie den fertigen Einbett-Code, um es ihnen zu erleichtern, das Video auf ihren Social Media Profilen zu teilen.

Video Kanäle
Selbst wenn wir neu bei einem Videoportal sind, lassen sich im Vorfeld Kontakte zu anderen Kanalbetreibern aufbauen. Hier suchen wir nach Kanälen, die sich exakt mit unserer Stilistik befassen. Wir fragen höflich an, ob die Betreiber bereit wären, unser Musikvideo an Tag 1 zu teilen. Um bereits etwas in der Hand zu haben, können wir im Vorfeld schon den einen oder anderen Song mit Standbild hochladen, um die Kanalbetreiber von der Qualität unserer Musik zu überzeugen. Am Tag der Veröffentlichung senden wir den Betreibern dann eine Nachricht, in der wir unsere Bitte noch einmal formulieren. Selbst wenn die Betreiber unseren Kanal abonniert haben, sollten wir nicht auf diese extra Nachricht verzichten – denn nichts geschieht von alleine.

Pressemitteilung
Ein neuer Videoclip, sofern es sich um ein richtiges Musikvideo handelt, ist durchaus eine Pressemitteilung wert. Wir schreiben also unsere Medienkontake, insbesondere Blogs und Webzines, an und basteln eine nennenswerte Story um unser Video: Ist es ein Teaser für das neue Album, das demnächst kommen wird? Ein nachgereichter Clip zum bereits veröffentlichten Album? Ein Stand-Alone Video zwischendurch? Gerade Onlinemedien sind interessiert an guten Newsmeldungen, um so selbst stets auf dem neuesten Stand zu sein. Wichtig ist wieder der Einbett-Code am Ende der Mitteilung. Die Veröffentlichung der kompletten Pressemitteilung per Copy & Paste macht es den Redakteuren leicht.

Newsletter
Wenn wir eine Mailingliste betreiben, sollten wir sie genau für solche Meldungen nutzen. Es ist durchaus sinnvoll, den Videorelease bereits in zwei oder drei vorhergehenden eMails anzukündigen, um dadurch das Interesse sowie die Aufmerksamkeit der Leser zu steigern. Auch hier fügen wir wieder den direkten Link sowie den Code mit ein und bitten die Leser, unser Video bei Gefallen zu teilen. Darüber hinaus bitten wir ein paar befreundete stilverwandte Bands, unser Video ebenso in ihrem Newsletter zu erwähnen.

Facebook Freunde
Die Band Sergeant Steel hat am Tag ihrer Videoveröffentlichung alle (!) ihre Facebook Freunde persönlich angeschrieben. Persönlich heißt hier mit persönlicher Anrede und ggf. einem persönlichen Bezug („Hallo Manfred, ist Dein Hund wieder gesund?“). Das übliche „Hey, check out our video, share it and like us“ wollen wir dringlichst vermeiden. Selbstverständlich fügen wir das Video per Link in die Nachricht ein und bitten wieder höflichst darum, selbiges zu teilen.

Facebook Gruppen
Wir können unsere Präsenz erhöhen, wenn wir dafür sorgen, dass unser Video in stilistisch relevanten Facebook Gruppen gepostet wird. Dazu „beauftragen“ wir am besten ein paar vertraute Menschen, dies in ihrem Namen zu tun. Das wirkt authentischer, als wenn die Band selbst die Gruppen zupflastert.

Eigene Seiten und Profile
Nicht vergessen, das Video auch auf der bandeigenen Website sowie auf sämtlichen Profilen zu posten, die das Einfügen von Videos ermöglichen. Falls wir ein Label haben oder mit Promotern zusammenarbeiten, sollten wir diese ebenfalls mit ins Boot holen.

All das sollte uns am Tag der Veröffentlichung gelingen. Je nach Anzahl der persönlich angeschriebenen Facebook Kontakte darf sich diese Aktion auch länger hinziehen, wir sollten aber in jedem Fall mit Engagement am Ball bleiben. Das realistische Ziel sollte sein, an jenem Tag eine derartige Reichweite zu erzielen, die innerhalb von 24 Stunden zu mindestens 1.000 Views führt.

Viel Erfolg!

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Interview: CousCous – Crowdfunding, Promotion und Konzeptalbum

Das Dresdener Duo CousCous steht nicht nur für ‚märchenhaften‘ Pop, sondern auch für rundum schlüssige Konzepte. Mit dem neuen Album – besser: Projekt – „Tales“ steht das nächste Werk bevor. Wie schon beim Vorgänger „Paper Tiger“ nutzen die Musiker Tine Schulz und Moritz Eßinger erneut Crowdfunding zur Finanzierung ihres Vorhabens. Wir haben mit den beiden gesprochen über eben jenes Crowdfunding, die Bewerbung der Kampagne, Promotion im allgemeinen und natürlich über „Tales“…

Julian Angel (J.A.): Nachdem Euer erstes Album „Paper Tiger“ zumindest der Aufmachung nach schon eine Art Konzeptalbum war, geht Ihr jetzt mit „Tales“ ein in puncto Konzept ein ganzes Stück weiter.

Moritz (M.):  Überhaupt ein Album aufzunehmen ist heutzutage für eine Indie-Band schon fast etwas außergewöhnlich. Viele produzieren heute eher mal eine EP oder gleich einzelne Songs direkt für YouTube etc. Für uns war klar: Wenn wir ein vollständiges Album machen, dann muss es dafür einen Grund geben, etwas, das die Songs verbindet. Bei „Tales“ ist das ein modernes Märchen, das wir parallel zum Kompositionsprozess geschrieben haben.

Tine (T.): : Das hat als kleine Geschichte angefangen und ist am Ende zu einem 80-seitigen Buch gewachsen. Die CD wird konsequenterweise auch nicht im Digipack ausgeliefert, sondern als Teil des Buches.

J.A.: Das ist wirklich eine interessante Sache, zumal sich Euch durch das Buch sicherlich weitere Türen in Bezug auf Vermarktung und Auftrittsmöglichkeiten öffnen könnten.

M.: Generell ist ein Buch etwas zeitloses, während eine CD nicht mehr jedermanns Sache ist. Deshalb soll das Buch auch hochwertig und besonders schön werden, so dass man es schon von außen gerne ansieht und es beim Aufschlagen Spaß macht.

T.: Es wird auf jeden Fall spannend. Bei den Konzerten werden wir ja immer auch aus dem Buch vorlesen – und wir haben auch vor, neben klassischen Musik-Venues auch in Buchhandlungen oder Bibliotheken aufzutreten. Dann ist der Fokus eventuell mehr auf der Lesung und die Musik unterstützt.

J.A.: Eure Liebe zum Detail hat mir ja schon bei „Paper Tiger“ gefallen. Darf ich zwischendurch fragen, wie sich der Papiertiger zum Selberfalten verkauft hat?

T.: Der Papiertiger ist ein Renner. Sogar über unseren Online-Shop wird er regelmäßig bestellt. Bei Liveauftritten legen wir jeder CD einen bei – das ist als Verkaufsargument schon fast ausreichend. Er ist ja auch das perfekte Haustier: Er frisst nichts, spricht nicht und sieht knuffig aus. Nur waschen sollte man ihn nicht (lacht).

J.A.: Damals wie heute nutzt Ihr Crowdfunding zur Finanzierung der Produktion, zu der ja dieses Mal noch der Buchdruck hinzukommt. Wie sind Eure generellen Erfahrungen mit dieser Methode, vor allem aber mit der Akzeptanz des Ganzen bei den Fans? Vielen Menschen kommt das bestimmt auf den ersten Blick verdächtig vor…

M.: Gerade 2012, als ja in Deutschland noch kaum jemand davon gehört hatte, waren die Reaktionen enorm positiv. Natürlich muss man die Methode erst einmal erklären. Auch wenn Crowdfunding immer bekannter wird, kennen noch recht wenige den tatsächlichen Ablauf und verbinden damit eher Spenden. Es ist aber schnell erklärt, dass man sich für seinen Beitrag in diesem Zeitraum tolle „Dankeschöns“ sichern kann. Mit dem Gesamtkonzept Buch/Illustration/Musik haben wir diesmal scheinbar einen Nerv getroffen, wir bekommen tolle Reaktionen von den Fans – und auch viel Unterstützung.

J.A.: Crowdfunding Kampagnen haben ja auch ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Welche Elemente Eurer beiden Kampagnen haltet Ihr für die wichtigsten bzw. die erfolgreichsten?

T.: Wichtig ist immer, dass man das Ganze klar kommuniziert, und bei allem glaubhaft und authentisch bleibt. Und man sollte sich immer darüber im Klaren sein: Crowdfunding für Musik ist nie ein Selbstläufer. Es ist ein Vollzeitjob, wenn auch vielleicht der Schönste auf der Welt.

J.A.: Die Bewerbung solch einer Kampagne bedarf im Grunde einer weiteren Marketingkampagne. Wie geht Ihr vor, um Eure Sache publik zu machen?

M.: Viele verbinden Crowdfunding primär mit dem Internet – aber tatsächlich funktioniert es unserer Erfahrung nach nur, wenn man es real, wenn man es persönlich macht. Ein gutes Pitchvideo und ein gut geschriebener Text auf der Plattform sind natürlich wichtig, aber den Ausschlag gibt die direkte Kommunikation. Wir haben zum Beispiel alle Supporter aus 2012 und viele unserer wichtigsten Kontakte direkt angeschrieben – per Postkarte, nicht per Email.

T.: Eine schöne Postkarte ist ein tolles Medium. Ein Flyer landet schnell im Papierkorb, aber unsere Postkarten von 2012 hängen heute noch bei unseren Fans und Freunden am Kühlschrank oder im Büro. Auf den 1000 Postkarten, die wir diesmal gedruckt haben, ist vorne eine bunte Illustration aus dem Buch zu sehen, mit den Worten: „Ich will Träume. Ich will Farben. Ich will Musik.“

M.: Außerdem sind wir für die drei Monate ständig unterwegs. Neben knapp 40 Konzerten nutzen wir auch jede Gelegenheit für Straßenmusik, telefonieren, schreiben Nachrichten…

J.A.: Laut Kickstarter kommen bis zu 40% der Crowdfundingerträge über persönliche Kontakte zustande. Könnt Ihr ungefähr aufschlüsseln, über welche Quellen Eure Geldgeber zu Euch gekommen sind? Gibt es tatsächlich auch jene interessierten Menschen, die auf den Portalen gezielt nach unterstützenswerten Projekten suchen?

T.: Die gibt es tatsächlich. Interessanterweise haben wir jetzt beim Postkartenschreiben festgestellt, dass auch 2012 schon die meisten Supporter keine persönlichen Kontakte waren. Die meisten neuen Supporter erreicht man aber tatsächlich über Konzerte.

J.A.: Ihr habt bereits den erfolgreichen Charakter ‚altmodischer’ Methoden angesprochen. Meine Lieblingsfrage ist immer die nach der Zusammensetzung der Musikverkäufe. Wie sieht denn bei Euch das Verhältnis physisch zu digital aus?

M.: Der CD-Verkauf ist für uns neben den Konzertgagen Einnahmequelle Nummer Eins. iTunes, Spotify und co. bezahlen einmal im Monat ein Abendessen: Immerhin (lacht). Von „Paper Tiger“ haben wir mittlerweile knapp 700 Stück verkauft.

J.A.: Das finde ich wirklich erstaunlich, zumal ich finde, dass Eure Musik zwar zeitlos, dennoch absolut zeitgemäß ist und somit ja auch die ganz junge Generation anspricht, die ja doch überwiegend mit dem Handy konsumiert…

T.: Ja, das ist wirklich erstaunlich. Wir machen uns beim Songschreiben ja völlig frei von Stilfragen und machen uns gezielt gar keine Gedanken darüber, wer was hören möchte. Aber unsere Zielgruppe ist scheinbar völlig altersunabhängig – wir hatten schon tolle Konzerte in Studenten-WGs, im Rentner-Kurort und jetzt kürzlich erst vor einem Zelt voller Kinder und Eltern. Das Feedback ist immer unheimlich positiv.

J.A.: Du sprichst es gerade an, auch live seid Ihr mit rund 80 Gigs pro Jahr sehr aktiv. Welche Rolle spielen Eure Konzerte? Dienen sie der Bewerbung von Tonträgern und Merchandise oder sind sie eine richtige Einnahmequelle für Euch?

M.: Nahezu unsere gesamten Einnahmen kommen direkt oder indirekt durch Konzerte zustande. Klar kommen auch regelmäßig Bestellungen über den Online-Shop rein. Die Klicks und Streams im Internet gehen aber auch primär in Folge der Medienpräsenz rund um die Tour hoch.

J.A.: Zuletzt noch Eure persönlichen Tips and alle MusicBiz Madness Leser…

Beide: Geht zur MusicBiz Madness (lachen)

J.A.: Oh, danke für die Blumen. Der Scheck ist unterwegs…

M.: Im Ernst: Knüpft und pflegt Kontakte, baut euch ein Netzwerk auf und vor allem: Unterstützt euch gegenseitig. Es „allein“ zu schaffen, ist so gut wie unmöglich und macht auch nur halb so viel Spaß.

T.: Und ganz wichtig: Macht die Musik, die direkt aus dem Herzen kommt.

J.A.: …und Eure „Famous last Words“:

M.: Die sind nicht von uns, sondern von Michael Ende: “Tu was Du willst.”

J.A.:  Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview genommen habt. 

 

Offizielle CousCous Website

Crowdfunding Campagne zum Album/Buch „Tales“

Foto Credit: Markus Clauß.

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Die richtigen Promotionmethoden finden

Beim Überangebot an Promotiontools, Marketingmethoden, Communities und Ratschlägen verliert man als Musiker nicht selten die Orientierung. Wer jede neue hochgehandelte Methode effektiv nutzen und überall präsent sein will, ist täglich schnell um 25 Stunden reicher, dafür monatlich um einige hundert Euro ärmer. Am Ende fragt man sich: Muss ich das wirklich alles tun? Oder was bringt mir etwas und was nicht?

In Anbetracht der Tatsache, dass Zeit und Geld nicht im Überfluss vorhanden sind, zumal auch die Verkaufserwartung berücksichtigt werden muss, ist es überhaupt keine Schande, gewisse Marketingmethoden und Promotools für sich zu ignorieren und sich dafür intensiv auf eine paar wenige ganz bestimmte Dinge zu konzentrieren.

Richtig statt halbherzig
Ein Bisschen Werbung hier und ein Bisschen Marketing dort wird weniger Nutzen bringen als intensive Promotion an ausgewählten Stellen. Werbung hat ihre Gesetze. So heißt es, dass der Empfänger einer Botschaft diese mindestens dreimal erhalten muss, um sie überhaupt richtig wahrzunehmen. Weitere „massierte Frequenz“ (die nennen das wirklich so) ist nötig, um den Empfänger zu einer Aktion zu bewegen. In 20 Magazinen, Websites und Portalen je einmal zu werben führt demnach zu weniger Erfolg, wenn überhaupt, als regelmäßige Werbung in fünf ausgewählten Medien. Über diese Auswahl werden wir gleich sprechen, zuerst legen wir aber ein Budget fest.

Werbebudget festlegen
Zum Werbebudget gehören sämtliche Ausgaben, die hinsichtlich der Bewerbung des eigenen Albums getätigt werden: Versand von Promo CDs, Anzeigen, Promoter, bezahlte Dienste wie Webhosting, Newsletter, Premiumaccounts bei diversen Portalen etc.

Bei der Festsetzung des Budgets muss natürlich die Verkaufserwartung berücksichtigt werden. Wie viele verkaufte CDs und Downloads sind realistisch? Pro verkaufter CD bzw. Album-Downloads lässt sich dann ein Anteil für Werbeausgaben festlegen. Je nach Verkaufsoutlet erhalten Musiker unterschiedliche Verkaufsbeteiligungen, ein Durchschnittswert kann irgendwo zwischen 5,00 und 8,50 Euro netto liegen.

Bei einer Pressung von 500 CDs ist es durchaus realistisch, pro CD 5,00 Euro an Kosten zu gestatten. Kosten für Pressung, ggf. Mix, Mastering, Artwork – und eben für Promotion. Der Promoanteil beläuft sich dann je nach Aufwand der Produktion auf 2,00 bis 3,00 Euro pro Einheit – jeweils netto.

Wer sich entscheidet, trotz überschaubarer Verkaufserwartung ein fremdes Tonstudio inklusive Produzenten zu mieten, wird zwar – hoffentlich – mit großartiger Produktion punkten können, liegt aber leider von Anfang an über dem Budget, wenn man die Durchschnittswerte für Verkäufe ungesignter Musiker betrachtet. Laut CD Baby sind das knapp 100 Einheiten pro Album, sowohl physisch als auch digital.

Das Zeitbudget
Ob kostenpflichtige oder kostenfreie Werbung, alles ist mit Zeitaufwand verbunden. Es ist daher ratsam, auch die Zeit festzulegen, die man täglich oder wöchentlich in die Vermarktung der Musik stecken kann. Prioritäten dürfen gerne gesetzt werden: Kontakte knüpfen, Kontakte pflegen, Interviews geben, CDs eintüten und verschicken, Fans gewinnen, Social Media, Songs und Videos produzieren und hochladen, Profile pflegen, Website aktualisieren, die Konkurrenz beobachten…

Werbemethoden festlegen
Die Frage, welche Werbemaßnahmen die erfolgreichsten sind, lässt sich niemals exakt beantworten. Dafür hilft aber eine genauere Betrachtung der eigenen Marktnische. Diese Nische definiert sich durch die gespielte Stilrichtung und die Zielgruppe, also das ideale Publikum. Ein Bisschen Marktforschung steht also an:

Welche Vorlieben hat die Zielgruppe? Welche Medien nutzt die Zielgruppe? Wie alt ist die Zielgruppe?

So gelten z.B. Heavy Metal Fans als sehr traditionell mit Sammelleidenschaft, Klassik- und Electrofans greifen wieder vermehrt zu Vinyl, Kids nutzen soziale Medien stärker als die Zielgruppe über 40.

Ein paar Anhaltspunkte zum Verhalten der Zielgruppe kann eine Umfrage bei Facebook liefern, umfangreicher geht es mit Umfragetools wie z.B. SurveyMonkey. Nicht jeder Fan wird sich daran beteiligen, dennoch lassen sich meist genügend Hinweise finden, um eine grobe eigene Marschrichtung festzulegen.

Anhand der gewonnenen Erkenntnisse, der vorhandenen Zeit sowie des zur Verfügung stehenden Budgets lässt sich dann ableiten, in welche Art der Promotion man Geld und Zeit investieren mag. Gerade die Zeit spielt eine wichtige Rolle, denn der Erfolg einer Werbemethode zeigt sich nicht gleich am nächsten Tag, vielmehr dauert es mindestens zwei Monate, um mit Gewissheit sagen zu können, ob sich eine Sache gelohnt hat.

Darum prüfe nochmals wer sich (ewig) bindet.

 

Viel Erfolg,

Julian Angel

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Branding: Sprachrohr der Szene werden

Ständige „kauft unser Album“ Werbung  geht den Fans bald auf die Nerven und auch das Material für regelmäßige Pressemitteilungen geht irgendwann aus. Doch es gibt einen sehr wertvollen Weg, in der Szene präsent zu bleiben, auch wenn der letzte Albumrelease schon eine ganze Weile zurückliegt. Darüber wollen wir heute sprechen.

Statt die Szene permanent aufzufordern, etwas für uns zu tun, können wir etwas für die Szene tun – ask not what your scene can do for you but what you can do for your scene. Right? Dabei können wir unsere Reichweite erhöhen und regelrechtes Branding betreiben.

Wir definieren also unsere Szene anhand unserer Stilrichtung, Gesinnung und des Lebensgefühls und bemühen uns, weitere Anhänger dieser Szene zu erreichen, um sie zu informieren, zu unterhalten oder in ihrer Lebenseinstellung zu bestätigen. Aber wie gehen wir vor?

Blogs, eigene Webzines
Nicht nur Musiker, sogar Anwälte, Berater und viele andere Gewerbetreibende betreiben eigene Blogs. Ziel ist natürlich die Übermittlung von Informationen, um Kompetenz zu zeigen und Vertrauen zu vertiefen. Sicherlich hat die Sache auch einen SEO Hintergrund. Wer mehr schreibt, kann leichter von neuen Interessenten gefunden werden.

Eigene Kolumne
Eine Kolumne bei einem Magazin oder einer bestehenden Website gibt uns die Chance, unsere Botschaft einem bereits vorhandenen Publikum zu vermitteln. Hier können wir Geschichten erzählen, von Erlebnissen berichten, die Musik anderer vorstellen, vor allem aber können wir die Flagge unserer Szene hochhalten und den Lesern dabei zeigen, dass wir ihre Meinung und ihren Geschmack vertreten.

Eine Kolumne zu bekommen ist insbesondere bei Musikwebsites gar nicht so schwierig, da die Betreiber in aller Regel sehr dankbar für neue Inhalte sind.

Eigene Radiosendung
Wer gerne spricht, darf sich zudem als Moderator einer eigenen Radioshow versuchen. Während uns die öffentlich rechtlichen sicherlich abblitzen lassen, freuen sich kleine online Spartensender über Unterstützung durch eine wöchentliche Show. Wichtig ist allerdings, dass wir uns regelmäßig Zeit nehmen, eine solche Show zu einer bestimmten Uhrzeit zu liefern. Onlineradios „senden“ gerne live, da Livesendungen über das reine Hören hinaus noch weitere interaktive Möglichkeiten bieten.

Social Media
Soziale Medien sollten wir sinnvoll und in geeigneten Maßen verwenden. Um unsere „Mission“ im Namen der Szene durchzusetzen, sollten wir darauf achten, unsere Postings genau diesem bestimmten Motto zu widmen: der Musik, dem Lebensgefühl, den Idealen, die wir vertreten.

Ziel des Ganzen ist es, den Fans unserer Musikrichtung zu zeigen, dass wir auf ihrer Seite stehen und uns für das stark machen, wofür Musik und Szene stehen. So kann es uns gelingen, unsere Popularität zu erhöhen, Sympathien zu gewinnen und am Ende gar zum Sprachrohr der Szene zu werden.

 

Viel Erfolg,

Julian Angel

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Likes sind keine Währung

Viele Musiker neigen dazu, lieber Facebook Likes zu sammeln als tatsächlich Musik zu verkaufen. Aber was bringt das Marketing bei Facebook? Ist Facebook überhaupt als Marketingtool geeignet? Warum wird jedem Musiker geraten, seine Fans über Facebook zu gewinnen? Und warum gibt es im Gegensatz dazu immer mehr Musiker, die ihre Facebook Page auf Eis legen oder gar löschen? Die grundlegende Frage, mit der wir uns heute befassen wollen, ist, ob man über Facebook wirklich Musik verkaufen kann…

Ignorante Fans und begrenzte Reichweite

Die Situation ist diese: Facebook User vergeben ihre Likes of sehr leichtfertig. „Fan“ von hunderten von Bands zu sein ist für viele keine Seltenheit, was die Frage aufwirft, in wie weit sie sich mit all diesen Bands beschäftigen, geschweige denn sich an ihre Namen erinnern können. „Ich glaube nicht, dass sich all die Fans, die meine Band Page geliked haben, wirklich für unsere Musik interessieren“ sagt Rockmusiker Jo Kimbrell.

Linda McMinn vom englischen Webzine Mayfair Mall hört die Stories von sämtlichen Bands und Musikern, die sie interviewt: „Facebook ist Unsinn, um eine Band bekannt zu machen.“

Aufklärung liefert Social Media Expertin Katja Köhler bei der letzten MusicBiz Madness Konferenz: „Insbesondere Facebook User interessieren sich überwiegend für sich selbst“. Sollte man Facebook also überhaupt als (primäres) Werbemedium nutzen, um Fans zum Kauf von Musik zu bewegen? „Facebook ist ein Tool, um Informationen und Meinungen zu sammeln. Man sollte es aber niemals als Verkaufstool verwenden. Dieser Nutzen wäre wenn dann sekundär“ sagt Köhler weiter.

Phil Vanderkill von den österreicher Rockern Sergeant Steel nutzt Facebook lediglich, um den Kontakt zu halten. „Aber sehr viele Fans, die unsere Musik gekauft haben, folgen uns nicht auf Facebook. Es gibt da draußen noch diese seltsame reale Welt“ sagt der Sänger mit einem Schmunzeln.

Der Norweger Vitne hat seine Page suspendiert und kommuniziert nur noch über sein persönliches Profil. Gerade auch die Facebook „Mechanismen“ sind dem Erfolg seiner Page hinderlich: „Meine Posts werden höchstens zehn Prozent der Fans angezeigt, den Rest soll ich über Facebook Anzeigen erreichen“ beklagt er. Dass die User regelrecht „anzeigenresistent“ seien, erklärte wiederum Expertin Katja Köhler anhand gesammelter Statistiken.

Aber wie soll man seine Fans dann erreichen?

„In Europa und insbesondere Deutschland sind die Fans noch eher konservativ eingestellt“ sagt Promoterin Birgitt Schwanke von GerMusica Promotion, weshalb auch Printmedien und Retailwerbung nach wie vor hoch im Kurs stünden, noch vor Musikwebsites. „Social Media dient hier als Ergänzung zum Branding sowie zur interaktiven Kommunikation mit den Fans“.

Ähnlicher Meinung ist Finest Noise Inhaber Carsten Collenbusch: „Vielleicht kann man seine Facebook Freunde auf die Veröffentlichung eines neuen Albums hinweisen, per eMail hat man hier aber sicherlich mehr Erfolg“. Auch über Outlets wie CD Baby oder iTunes würden insbesondere kaufwillige Fans durch Stöbern wesentlich effektiver auf neue Bands aufmerksam.

Außerhalb kostenloser sozialer Medien vertreten zu sein, ist wie ein Filter. Man grenzt sich ab von denen, die den nächsten Schritt nicht gehen wollen, nicht können oder nicht daran glauben. Sänger Toney Richards aus Los Angeles meint dazu: „Du musst in den großen Medien vertreten sein. Das verschafft Dir Glaubwürdigkeit. Außerdem solltest Du live spielen. Viele Konzerte spielen und dabei CDs verkaufen“.

Die Band Beautiful Beast hat keinen Zweifel daran, wo ihre Fans herkommen: „Wir haben weitaus mehr CDs verkauft als wir Facebook Fans, geschweige denn Newsletterabonnenten haben. Diese Käufer müssen also eher auf herkömmlichem Wege auf uns aufmerksam geworden sein. Wir haben über einhundert Medienkontakte bemustert von Print über Online bis Radio“.

Am Ende lässt sich also sagen, dass Facebook ein netter Weg ist, um mit gewissen Fans in Kontakt zu bleiben sowie Stimmen und Meinungen einzuholen. Das kaufbereite Publikum findet man dagegen überwiegend außerhalb sozialer Medien in der jeweiligen Stilnische. Und wer ernsthaft Erfolg haben will, wird auch um eine Investition nicht herumkommen.

 

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Interview: Rotem Hecht

Musik machen für Film, TV und Werbung ist nach wie vor ein heißes Thema, genauso wie die das Arbeiten über das Internet. Heute sprechen wir mit Rotem Hecht, einem Komponisten aus Israel, der kaum mehr weiter vom Geschehen entfernt leben könnte und trotzdem Musik für Mercedes, Audi, Hershey’s, Hasbro und Microsoft gemacht hat. Die Videos zeigen Euch ein paar seiner Werke.

Julian Angel (J.A.): Du kannst auf eine beachtliche Anzahl interessanter Referenzen als Komponist für Film, TV und Werbung blicken. Wann hast Du damit angefangen und wie lange hat es gedauert, bis Du regelmäßige Aufträge erhalten hast?

Rotem Hecht (R.H.): Eigentlich war ich zunächst eher als Produzent für Interpreten in Israel tätig gewesen. Hin und wieder habe ich dann kleinere Aufträge vom lokalen Kinder TV Kanal bekommen. Das habe ich ungefähr fünf Jahre lang gemacht, es war aber sehr schwer gewesen, davon zu leben, gerade wenn Du in einem Land mit schwacher Wirtschaft lebst, und in dem nicht allzu viel für solche Dienstleistungen gezahlt wird.

2011 habe ich dann angefangen, für Kunden aus dem Ausland zu arbeiten. 99,5% meiner Arbeit mache ich inzwischen für ausländische Kunden aus aller Welt. Dazu ist es für mich nach wie vor wichtig, mich zu vermarkten – und ein paar Facebook Posts reichen da natürlich nicht aus. Das bedeutet sehr viel Arbeit für mich, aber ich höre nie damit auf, denn auf diese Weise bekomme ich meine Aufträge. Vor kurzem habe ich Kontakte zu ein paar Agenturen hergestellt, die mich vertreten könnten, so dass ich mich mehr auf die Musik konzentrieren kann. Aber bis es so weit ist, nehme ich alles weiterhin selbst in die Hand.

J.A.: Deine Arbeiten hören sich an, als handle es sich dabei um gezielte Auftragskompositionen. Bekommst Du mehr Anfragen nach maßgefertigter Musik als nach bereits fertigen Songs?

R.H.: Ich mache ausschließlich Auftragskompositionen. Ich empfinde es als viel leichter, etwas neues zu produzieren, als vorhandene Songs zu vermarkten und zu lizenzieren. Schließlich bin ich ja Komponist und kein Musikeditierer (lacht).

J.A.: Klar, das Editieren kommt dann meist noch hinzu, um den vorhandenen Song zurecht zu stutzen. Wie gehst Du aber genau vor, um an Deine Aufträge zu kommen?

R.H.: Ich kontaktiere jeden, egal ob Music Supervisor, Produktionsfirma oder Kameramann. Überall können sich Möglichkeiten auftun – oder auch nicht. Aber ich werde es nie herausfinden, wenn ich es nicht versuche.

Mit allgemeinen Music Libraries hatte ich bisher keine Erfolge, deshalb arbeite ich nur mit Music Libraries, die exklusives Material anbieten, mich gezielt danach fragen und auch dafür bezahlen oder zumindest ein festes Projekt in Aussicht stellen.

J.A.:Wie viele sind das?

R.H.: Das sind vier. Trotzdem können Music Libraries natürlich ein guter Einstieg sein.

J.A.: Bleiben wir kurz bei Music Libraries. Wie siehst Du deren Zukunft?

R.H.: Inzwischen gibt es zu viele Libraries, die Deine Musik für wenig bis gar kein Geld anbieten wollen. Da sollten Musiker nicht mehr mitmachen. Gerade mit den nicht-exklusiven Libraries habe ich keine guten Erfahrungen gemacht, da sie die Musik eben zu billig verkaufen und folglich nur sehr wenig an die Musiker auszahlen. Exklusive Libraries sind wesentlich seriöser, da sie bessere Kunden haben. Über solch eine exklusive Library habe ich Musik für einen Filmtrailer machen können, das war sehr gut – in jeder Hinsicht (lacht).

J.A.: Film, Fernsehen, Werbung, Games – was lohnt sich am besten?

R.H.: In Fernsehserien. Schon alleine, weil die Serien oftmals wiederholt werden, die großen sogar weltweit, und dafür gibt es natürlich ordentlich Tantiemen von den Verwertungsgesellschaften.

J.A.: Du lebst und arbeitest in Israel. Ist es inzwischen ohne weiteres möglich, an einem Ort fernab der großen Szene zu arbeiten, oder würdest Du anderen Musikern raten, lieber nach New York oder Hollywood umzusiedeln?

R.H.: Es ist immer gut, dort zu sein, wo die Industrie boomt. Wenn Du es aber verstehst, Dich durch die virtuelle Welt zu vermarkten, kannst Du auch von anderen Orten aus erfolgreich arbeiten. Die meiste Zeit arbeite ich wirklich zu Hause, habe aber inzwischen weitaus mehr Kontakte in den USA. Du musst nur ordentlich Druck machen, um Erfolg zu haben. Manche Kollegen leben direkt in Hollywood, haben aber kaum Kontakte. Ich war einen Monat lang dort und bin mit neuen Aufträgen im Gepäck nach Hause geflogen.

J.A.: Du hattest das Internet schon angesprochen. Könntest Du uns seine Bedeutung für Dich noch einmal genauer erläutern?

R.H.: All meine Kunden, mit denen ich in den letzten drei bis vier Jahren zusammengearbeitet habe, habe ich über das Internet gefunden. Damit meine ich, dass ich sie direkt angeschrieben habe. Über Social Media kann ich zwar meine Werke präsentieren, Kunden habe ich darüber aber noch nie gewonnen. Oh doch, einen (lacht).

J.A.: Deine Musik deckt eine große Bandbreite ab von Dance über Rock bis hin zu Kinderliedern. Hältst Du diese Vielseitigkeit für wichtig? Oder spezialisierst Du Dich lieber auf ein bestimmtes Genre?

R.H.: Ich finde, Du musst in sämtlichen Genres zu Hause sein. Gerade in der Werbung wird eine Vielzahl an Stilistiken gefragt, und wenn sie wissen, dass Du das alles bedienen kannst, engagieren sie Dich umso lieber.

J.A.: Wie lange sitzt Du an einem Auftrag von der Ideenfindung bis zur Fertigstellung?

R.H.: Das hängt von der Komplexität der Musik und der gewünschten Länge ab. Ich bin Pianist, und für 30 Sekunden reine Pianomusik brauche ich manchmal nur ein paar Minuten. Für ausgefeiltere Arrangements brauche ich zwischen 30 Minuten und vier Stunden.

J.A.: Was macht Dir am meisten Spaß an Deiner Arbeit?

R.H.: Es macht wirklich viel Spaß, einem Video durch Musik Leben einzuhauchen. Außerdem mag ich die Herausforderung, in neuen Stilrichtungen zu arbeiten. Wenn ich eine Anfrage für Musik bekomme, deren Genre mir neu ist, nehme ich gerne an und erziehe mich also selbst in der jeweiligen Richtung. Oh, und für all das bezahlt zu werden, ist auch nicht schlecht (lacht).

J.A.: Letzte Frage: Wer hat den Kindergesang zu den Cartoons gemacht, die Du vertont hast?

R.H.: Manchmal stellen die Produktionsfirmen die singenden Kinder, hin und wieder singe ich aber auch selbst, manchmal meine Frau oder mein eigenes Kind (lacht).

J.A.: Hab vielen Dank für dieses Ausführliche Interview mit Dir. Jetzt kannst Du wieder auf die Pianotastatur einhämmern…

Mehr über Rotem Hecht, seine Musik und Referenzen findet Ihr auf seiner Website www.rotemmusic.com

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Proaktivität

‚Proaktiv’ definiert der Duden mit ‚durch differenzierte Vorausplanung und zielgerichtetes Handeln die Entwicklung eines Geschehens selbst bestimmend und eine Situation herbeiführend’. Kurz und umgangssprachlich ausgedrückt: selbst aktiv werden, um das beste für sich herauszuholen. Wie und in welchen Bereichen man als Musiker proaktiv werden kann wollen wir heute besprechen – und versprochen: es lohnt sich.

Proaktivität können wir in drei Bereiche aufteilen. Wir nennen Sie einfach Vorbereitung, Gewinnoptimierung und Uneigennütziges (das sind keine wissenschaftlichen Bezeichnungen, sie sollen dem Verständnis dienen).

Vorbereitung
Erfolg wird gerne definiert als ‚wenn Gelegenheit auf Vorbereitung trifft’. Also sollten wir uns vorbereiten, um nicht mit leeren Händen dazustehen, wenn sich die nächste Chance bietet. Wir können neue Songs schreiben, um bei der nächsten Anfrage den passenden Titel vielleicht schon fertig parat zu haben. Auch in ruhigen Zeiten lohnt es sich zu proben, um bei kurzfristigen Giganfragenguten Gewissens zusagen zu können. Neue Shows können vorbereitet, Videos gedreht und Fotos geschossen werden. Es gibt viel zu tun.

Auch im Zwischenmenschlichen lassen sich Vorbereitungen treffen. Der Kontakt zu den Fans muss bis zum nächsten Großereignis (Album, Tour) gehalten werden. Medienkontakte sollten wir aufbauen, sammeln und pflegen, um vielleicht ein Jahr später ein gutes Interview zu bekommen.

Auch der Besuch von Bars und Clubs in vollem Band Outfit zählt zur Proaktivität. Make it rock!

Gewinnoptimierung
Als Musiker bieten wir eine Leistung an. Aber nicht jeder, der solch eine Leistung benötigt, denkt dabei sofort automatisch an uns. Folglich ist es völlig in Ordnung (in z.B. den USA sogar gern gesehen), nachzufragen, ob irgendwo Bedarf besteht. Wichtig ist dabei, dass wir uns nicht aufdrängen und unser Gegenüber nerven, sondern uns als Löser eines Problems anbieten.

So können wir als Songwriter Produzenten und Verleger anrufen und uns erkundigen, ob sie gerade an Projekten arbeiten, für die neue Songs gesucht werden – und in welcher Richtung. Tourneeveranstalter können wir direkt nach offenen Opening Slots fragen. Ein kurzes Nachfragen bei Vertriebspartnern oder Mailordershops wie sich das Album denn verkauft kann langfristig die Beziehung festigen, kurzfristig springt vielleicht eine extra Promotion auf der Startseite oder im Newsletter des Anbieters heraus.

Uneigennütziges
Anderen Bands Auftritte vermitteln, Medienvertretern neue Alben empfehlen, ein Solo auf einem fremden Album beisteuern oder die eigene Anlage für ein Festival zur Verfügung stellen – all das bringt kein Geld, zumindest nicht auf direktem Weg. Vielmehr festigt es aber unseren Namen in der Szene, was uns wiederum langfristig zu Gute kommen kann, wenn man uns als besonders professionell, freundlich oder kompetent in Erinnerung behält – who you’re gonna call…?

Es kann sich also sowohl kurz- als auch langfristig auszahlen, wenn wir gewisse Dinge selbst in die Hand nehmen, statt im Stillen abzuwarten. Packen wir es an…

 

Viel Erfolg – Julian Angel

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Interview: Phil Vanderkill (Sergeant Steel)

Sergeant Steel sind eine Hardrock Band aus Österreich, die sich „wie Du und ich“ selbst vermarktet und dabei bereits Legenden wie Deep Purple, The Sweet und Producer Michael Wagener begegnet ist. Bei der Party eines Münchner Radiosenders habe ich mich eingehend mit Frontmann Phil Vanderkill über die Businesskomponente der Band unterhalten und dabei interessante Einblicke erhalten, zumal Phil keine Geheimnisse zu haben scheint – aber lest selbst…

Julian Angel (J.A.): Hi Phil, ‚Vanderkill’ ist nicht wirklich Dein offizieller Nachname. Für wie wichtig hältst Du eine eigene Stage Persona bzw. ein Image?

Phil Vanderkill (P.V.): Naja, einen persönlichen Bezug zu dem Namen habe ich schon: Ich entstamme einem alten, niederländischen Adelsgeschlecht. Genealogische Forschungen haben ergeben, dass es sich bei einem meiner Ahnen um den „verschollenen Flodder“ (vgl. „Eine Familie zum Knutschen“) handelt.

Da ich eine kleine Drama-Queen bin, und ein Dasein als Diva leidenschaftlich kultiviere, bedeutet mir Image sehr viel. Die Stage Persona lege ich gezielt als Mischung aus Marty McFly (Körpergröße) und Conchita Wurst (sexuelle Note) an!

J.A.: Bei Sergeant Steel fällt zunächst die Zusammenarbeit mit den Produzentengrößen Beau Hill (u.a. Alice Cooper, Ratt, Europe, Gary Moore) und Michael Wagener (u.a. Ozzy Osbourne, Alice Cooper, Janet Jackson, Skid Row, Mötley Crüe) ins Auge. Wie kam es dazu? Oder besser gefragt, wie kommt eine selbstvermarktende Band aus Österreich dazu, sich solche Größen ins Boot zu holen?

P.V.: Beide Mischpult-Legenden haben wir ganz einfach per Mail kontaktiert. Wenn es um unsere Musik geht, wollen wir ohne Kompromiss mit den Besten zusammenarbeiten. Von Michael Wagener folgte außerdem eine persönliche Einladung zu sich nach Nashville/ Tennessee, USA. Sein Studio, das „WireWorld 2.0“ ist sein quasi Lebenswerk. Viele, viele Dollars, aber vor allem unbezahlbares Know-how stecken in diesem Equipment-Schlaraffenland. Für Michael sind wir die „Crazies“ aus den Alpen. Er ist für uns ein Mischpult-Magier. Wir freuen uns auf die erneute Zusammenarbeit mit ihm, im Februar 2015.

J.A.: Das lässt natürlich die indiskrete Frage aufkommen, ob sich Eure Veröffentlichungen hinsichtlich der hohen Mixkosten bezahlt machen – oder verfolgt Ihr etwas anderes damit?

P.V.: Neben unserem erwähnten Anspruch an Qualität, verfolgen wir auch geschäftlich eine radikale Strategie: Wenn du dem Geld nachläufst, kann es dir nicht folgen. Wer wirklich an sich glaubt, sollte sich diesen Satz hinter die Ohren schreiben. Letzten Endes wollen wir einfach das Allerbeste aus uns herausholen. Das klingt vielleicht naiv, oder sogar banal. Aber das Leben ist zu kurz, um Jazz zu spielen!

J.A.: Lass uns zu Eurem Marketing kommen. Videos spielen dabei offenbar eine wichtige Rolle…

P.V.: Absolut. In Zeiten von Social Media sind Top-Videoproduktionen das Tor zu steigenden Absatzzahlen! Definitiv der wichtigste Werbekanal ist derzeit immer noch Youtube.

J.A.: Auch Eure Videos verfügen über eine hohe Qualität, sowohl was die Technik als auch die Inhalte angeht. Und doch habt Ihr kein Vermögen dafür ausgeben müssen…

P.V.: Unsere Musik hört sich nach dickem Budget an. Wie du richtig erkannt hast, spiegeln auch die Videos unseren ästhetischen Anspruch wieder. Wichtiger als eine dicke Geldbörse sind aber dicke Eier, und die kann man bekanntlich nicht kaufen. Unser Riesenglück ist, dass wir mit Stefan Lenz Schrankenstein einen gleichgesinnten Regisseur/ Videoproduzenten gefunden haben. Zuallererst muss das Konzept killen. Bei unserer Musik sind uns Humor, und Kurzweile wichtig. Trotzdem soll der Zuseher/ Hörer das Gefühl haben, dass Könner und nicht Clowns am Werk sind. Bei der Koordination und Ausführung darf man sich ebenfalls für nichts zu Schade sein. Kreativität, und Fleiß sind aber gratis. Wichtig ist dann natürlich noch ein gutes Netzwerk – der Draht zu den richtigen Leuten. Das aufzubauen kostet ebenfalls nicht viel mehr als eine gewisse Zeit.

J.A.: Auf welche Weise habt Ihr Eure Videos beworben? Hattet Ihr dabei eine bestimmte Strategie?

P.V.: Natürlich haben wir unsere Pressekontakte ausgereizt. Das Spannende war aber, dass sich da viel von alleine ergeben hat. Sogar Zines die wir nicht selber kontaktiert haben, brachten News-Einträge zu den Clips. Das spricht wiederrum für einen gewissen Anklang in Szene-Kreisen. Unsere Hauptstoßrichtung (Achtung: Doppelbödige Anspielung!) beim promoten ging aber ganz klar auf die persönlich, zum Teil private Ebene (Oh ja, Baby!). Wir haben sämtliche Freunde auf Facebook, Mail-Adressen, usw. akribisch durchforstet, und Leute direkt auf unsere Werke aufmerksam gemacht.

Sergeant Steel

J.A.: Private Facebook Nachrichten mit Links zu Videos können allerdings auch schnell auf die Nerven gehen…

P.V.: Nicht, wenn du wirklich persönlich auf die Menschen zugehst. Wir haben hunderte PN’s mit persönlicher Anrede abgefasst, und die Menschen auch mit ein bisschen Smalltalk individuell angesprochen. Das hat den Betroffenen eine gewisse Wertschätzung vermittelt.

Es bedeutet viele Stunden Arbeit (wegen der Stoßrichtung), aber der Lohn sind dann z.B. mehr als 1.000 Views bei „Mama Horny“ am Tag der Veröffentlichung. Außerdem war es cool, wieder mal alte Kontakte aufzufrischen (Frisch machen vor dem auffrischen nicht vergessen!). Ein Video, das dem Gegenüber dann noch obendrein gefällt ist da schon ein super Aufhänger.

J.A.: Welche weiteren Promotionaktivitäten haben sich für Euch als erfolgreich erwiesen?

P.V.: Eigentlich alles, wo wir direkt und persönlich auf Leute zugegangen sind. Jeder aus deinem Umfeld kann da zum wertvollen Multiplikator werden. Je persönlicher, desto besser. Das heißt, im Idealfall drückst du jemandem eine CD/ Promo-Unterlagen in die Hand, dann gibt es physische Bemusterung per Post, telefonisches Nachfassen (ganz wichtig!), und eben die bereits genannte schriftliche Kontaktaufnahme. Wichtig ist, dabei immer – und damit meine ich auch immer- mit offenen Augen (Rhythmus im Blut, und Sonne im Herzen kann auch nicht schaden) durch die Welt zu gehen. Ein guter Netzwerker findet Personen, Schnittstellen, und Kanäle die darauf warten, geöffnet zu werden. Das ist eben wieder Kreativität (Achtung, noch einmal: Die ist wirklich GRATIS!) gefragt. Wir haben zum Beispiel super-erfolgreich CDs über lokale Musikalienhändler, Supermärkte und Strip-Lokale verkauft. Von anderen Bands sehe ich dort z.B. selten CDs liegen.

J.A.: Auf welchen Wegen vertreibt Ihr Eure Musik?

P.V.: Der Vertrieb ist noch wichtiger als die ganze Werbung. Weil, was hilft die Nachfrage, wenn das Produkt schwer erhältlich ist. Wir arbeiten gut und erfolgreich mit cdbaby, und MusicBuyMail zusammen. Die beiden Partner bedienen sowohl Amazon (Achtung: Immer darauf achten international verfügbar zu sein) für die breite Masse, und spezialisierte Mailorders für die Genre-Geeks. Die ganze Digital Distro ist mit cdbaby ebenfalls optimal abgedeckt.

J.A.: Du hattest mir eine grobe Statistik genannt, welchen Anteil die einzelnen Vertriebskanäle haben. Kannst Du sie bitte noch einmal für unsere Leser wiederholen?

P.V.: Wir haben von „Men On A Mission“ ca. die Hälfte unserer Verkaufsmenge privat abgesetzt. Der schlaue Leser kann es sich denken: Das Zauberwort heißt Netzwerk. Wenn dich viele, viele Menschen kennen und schätzen, geht hier einiges. Man darf sich halt nicht zu schade sein, und muss das Produkt auf den Tisch bringen. Dazu ist kein penetrantes Hard-Selling notwendig. Wer selbstbewusst, wertschätzend, aber vor allem begeistert von „der neuen CD“ spricht, gewinnt automatisch Konsumenten. Hier bleibt natürlich auch die volle Spanne plus freiwillige Spenden (nicht unterschätzen!!!).

Die Marge ist natürlich gleich gut, wenn du direkt bei Gigs verkaufst. Das macht ca. 1/5 aus. Ebenfalls 20% unserer Stückzahlen geht über den Mailorder-Vertrieb raus. Bei cdbaby machen wir 10%. Ungefähr 5% macht die Menge über sonstigen Handel (o.a. stationäre Geschäfte) aus. Der digitale Vertrieb läuft bei diesem Release vollständig über cdbaby.

J.A.: Bei Euren Konzertdaten fällt mir auf, dass Ihr überwiegend bei Festivals sowie als Support größerer Bands (Deep Purple, The Sweet) auftretet, dafür aber kaum Stand-Alone Clubgigs spielt. Ist das ein Zufall?

P.V.: Dahinter steckt eine klare Strategie: Entweder wir erreichen bei einem Auftritt viele Menschen, oder aber es kommt zumindest genug „Schmerzensgeld“ in die Kriegskassa. Im Idealfall, und den hatten wir bereits mehrfach, trifft beides zu. Vor niemandem für ein Butterbrot in einem stinkigen Loch aufzuspielen ist nicht drinnen. Lieber ein Wochenende Handwagerl (sprich Lieb-zu-sich-selbst-sein) fahren, als sinnlose Kilometer mit dem Gackwagerl (sprich Bandmobil) fahren.

Dennoch werden wir 2015 zwei Eigenveranstaltungen auf Club-Ebene durchziehen. Das ganze findet in Linz statt. Die Nachfrage seitens unseres regionalen Followings ist dementsprechend groß. Unser Heimat-Bundesland Oberösterreich rockt!

J.A.: Dann möchten wir natürlich noch gerne wissen, auf welchen Wegen Ihr ins Vorprogramm von Deep Purple und The Sweet gekommen seid…

P.V.: Wir haben nicht nur, aber vor allem vor der eigenen Haustür definitiv für Aufsehen gesorgt. Einerseits durch unsere fruchtbare Zusammenarbeit mit Top-Produzenten, andererseits durch hemmungslose Live-Power. Sergeant Steel sind sechs Vollblut-Musiker, und on stage geil abliefern ist Ehrensache. Beides hilft beim Netzwerken. Ich weiß, jeder denkt spätestens jetzt: Hält er sich für Spider-Man? (Nebenbei erwähnt: Ich bin eher so einer wie die Fliege aus „Meet The Feebles“). Aber dieses Schlagwort sollte sich wirklich jeder Musiker mantra-artig vergegenwärtigen: Netz-werken, netz-werken, netz-werken…

J.A.: Zum Schluss noch zwei Fragen rund ums Musikbusiness. Welche Methode oder Maßnahme, die Ihr mit Sergeant Steel ergriffen habt, war bisher die beste und erfolgreichste für Euch?

P.V.: Unsere Musikvideos. Außerdem fahren wir seit Jahren eine wohlüberlegte Doppelstrategie: Wir bearbeiten nicht nur die Genre-Nische mit ihren zahlreichen, internationalen Akteuren (Fans, Presse, Internetradio, etc.), sondern arbeiten stetig – Achtung: Jetzt kommt wieder mein Lieblingswort – an unserem regionalen Netzwerk. Für Bands liegt so viel Wichtiges ganz nah. Seien es Fans, Konzert-Promoter, Journalisten, Ton-Studios, Veranstaltungs-Techniker, Label-Betreiber, andere Bands, Locations zum Videodrehen, Merch-Produzenten, u.v.m. Conclusio: Im Internet-Zeitalter also nicht nur das Heil in der Ferne suchen!

J.A.: Und was hat überhaupt nicht funktioniert, bzw. wovon würdest Du anderen Musikern abraten?

P.V.: Anbieter meiden, die Promo-Kampagnen ohne 100%-ige Transparenz und reale Erfolgsaussichten anbieten. Gleiches gilt übrigens für Damen-Besuch backstage.

J.A.: Deine „Famous last words“:

P.V.: Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß. (Wilhelm Busch)

Besten Dank an Phil für die ausführlichen Antworten und die damit verbundenen Blicke hinter die Marketingkulissen von Sergeant Steel.

Sergeant Steel Website
Sergeant Steel Facebook

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Mailorder Shops – gezielt an echte Fans verkaufen

Was die großen Handelsketten nicht im Programm haben, finden Fans in ausgewählten Nischenshops. Für Musiker jeglichen Levels eine Chance, ihre Musik direkt und zielgerichtet an die passenden Menschen zu bringen. Was sich dahinter verbirgt und wie es funktioniert, besprechen wir hier.

Was sind Mailorder Shops
Wie der Name vermuten lässt, es sind Shops, bei denen man auf dem Postweg Ware bestellen kann. In diesem Fall (physische) Tonträger. Früher legten solche Shops ihre auf dünnstem Papier gedruckten Kataloge einschlägigen Musikmagazinen bei, heute werben sie in selbigen und betreiben Internetseiten. Was sie jedoch von den großen Onlineversandhäusern unterscheidet ist ihre stilistisch absolut zielgenaue Ausrichtung sowie ihr Repertoire, das weit über das der Mainstreammärkte hinausgeht. Es gibt also Mailordershops, die sich auf Subkategorien spezialisieren wie Psychobilly, Black Metal, EBM, Progressive Rock, Liedermacher und so weiter. Genau diese Spezialisierung macht sie bei den Fans so beliebt und lädt außerdem zum Stöbern nach Raritäten, Neuerscheinungen und Undergroundthemen ein. „Manche Stammkunden lassen monatlich ein paar hundert Euro bei uns“ sagt Sebastian Eder von Music Buy Mail.

Wie findet man Mailrodershops
Mailordershops werben in stilistisch relevanten Magazinen, auf ebensolchen Websites und sind in jeder vernünftigen Linksammlung zu den jeweiligen Musikrichtungen zu finden. Des weiteren liefern Suchmaschinen Ergebnisse, wenn man dort die gewünschte Stilrichtung plus den Begriff ‚Mailorder’ eingibt.

Wie läuft der Deal ab
Gerade von unbekannteren Neuerscheinungen ordern Mailordershops zunächst einmal kleine Mengen auf Kommissionsbasis. Je nach Größe und Einfluss des Shops können dies fünf bis 50 CDs sein. Gezahlt wird unterschiedlich: Manche Shops behalten pro verkaufter Einheit einen festen Betrag für sich (ca. 4 bis 6 Euro netto) oder zahlen einen von der Band festgelegten Betrag. Dies kann von EUR 7,00 bis 8,50 netto gehen.

Erfolgreichere Acts können ihre Ware auch per Festabnahme an den Shop verkaufen. Die Preise liegen hier ähnlich wie beim Kommissionsdeal, allerdings sollte man so nett sein und Mengenrabatte gewähren (z.B. ab 25, ab 50…) und mit einem niedriger angesetzten Preis einen Anreiz zur Festabnahme schaffen (z.B. EUR 8,00 pro CD bei Kommission, EUR 7,00 bei Festabnahme).

Die Versandkosten tragen im Übrigen die Bands, doch davon sollte man sich – auch beim Versand größerer Mengen ins Ausland – nicht abschrecken lassen. Manche Shops reagieren positiv auf den Vorschlag, die CDs ohne Jewel Cases zu verschicken.

Überblick behalten
Wichtig ist, den Überblick über die an die jeweiligen Shops gelieferten Mengen zu bewahren und sich auf eine regelmäßige Abrechnung zu einigen. Dem Geld wird man in einigen Fällen zwangsläufig hinterher laufen. Die Szene ist in solchen Stilnischen allerdings meist so übersichtlich, dass sich schwarze Schafe schnell herumsprechen und somit gemieden werden können.

Mailorder Shop als Großhändler
Die größeren Mailorders beliefern wiederum weitere kleinere Mailorder Shops. Dadurch lässt sich recht einfach die Reichweite erhöhen. Um doppelte Belieferung bzw. Anfragen zu vermeiden, klärt bitte vorher ab, wer wen beliefern soll.

Erfolgschancen erhöhen
Um die Chancen zu erhöhen, in den Shop aufgenommen zu werden – oder um größere Mengen liefern zu dürfen – hilft es natürlich, wenn die Veröffentlichung von einer größeren Promotionkampagne unterstützt wird und man dem Shop deren Umfang sowie die jeweiligen Maßnahmen offen darlegt. Dies geschieht üblicherweise durch ein einseitiges Info mit den wichtigsten Daten wie Bandname, Albumtitel, Albumgrafik, Spieldauer, Anzahl der Songs sowie einiger ‚Selling Points’ wie Video, Promotionkampagne, ggf. namhafter Produzent, bevorstehende Tour, Festivalauftritt und so weiter.

Lohnt es sich
Auf jeden Fall. Über Mailorder Shops lassen sich zielgerichtet eingefleischte Fans und Sammler erreichen, die regelmäßig auf der Suche nach neuer Musik in ihrer Lieblingssparte sind. Darüber hinaus verschafft man sich so eine weite, in der Regel internationale Präsenz und ermutigt dadurch auch Fans aus fremden Ländern zum Kauf, die sich sonst vielleicht von den Versandkosten nach Übersee abschrecken lassen. Schließlich bleibt noch der positive Eindruck, den Fans gewinnen, wenn eine Band innerhalb ihrer Nische überall präsent ist.

Viel Erfolg – Julian Angel

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Interview: Jörg „Warthy“ Wartmann

Jörg „Warthy“ Wartmann hat als Studiomusiker auf rund 4 Millionen Tonträgern gespielt, von Neuer Deutscher Härte bis Schlager. Im MusicBiz Madness Interview gibt der Gitarrenvirtuose freudig Auskunft über seinen Alltag, die Anforderungen und natürlich auch ein Bisschen über die geschäftliche Seite…

Julian Angel (J.A.): Hi Warthy, Du bist in erster Linie Gitarrist und kannst auf eine beachtliche Anzahl an Studiogigs und Credits sowohl als Instrumentalist als auch als Arrangeur und Produzent zurückblicken. Wessen Platten hängen denn an Deiner Wand?

Warthy (W.): Hi Julian, erstmal vielen Dank für die Einladung! Unheilig, Frei.Wild, Eisbrecher, Kastelruther Spatzen oder Hämatom dürfte man wohl am ehesten kennen. Auf dem gerade erschienenen Beatrice Egli Album durfte ich auch auf einem Track die Gitarren beisteuern. Mittlerweile zieren tatsächlich einige Platten meine Wand. Es sind jetzt knapp 4 Millionen verkaufte Tonträger, auf denen ich mitwirken durfte, worüber ich mich sehr freue! Da hätte ich vor ein paar Jahren nicht mal drüber nachgedacht – gewünscht natürlich. So kann’s gern weiter gehen…

J.A.: Viele Leser stellen sich natürlich die Frage, wie Du zu all den Aufträgen gekommen bist…

W.: Das ist eine sehr komplexe Frage! Das baut sich über viele Jahre auf. Ich habe als Livemusiker viele Musiker, Manager und eben auch Produzenten kennengelernt. Zum Beispiel habe ich mit Down Below vor 10 Jahren als Support für Unheilig in einem Club gespielt und Henning Verlage, den Produzenten und Keyboarder der Band, kennen gelernt. Zweieinhalb Jahre später hat er dann ein Album für Down Below produziert. Und obwohl ich zu der Zeit nicht mehr in der Band war, habe ich im Studio die Gitarren mit eingespielt. Seitdem ruft er mich immer an, wenn er Gitarren für eine Produktion benötigt. So auch für das Album „Grosse Freiheit“, wo damals keiner von uns erwartet hatte, dass es so durch die Decke gehen würde. So was spricht sich hinter den Kulissen dann doch rum und bringt wiederum Aufträge.

Ich habe auch gern mal Dinge umsonst angeboten. Bei der ersten Frei.Wild Produktion, wo ich meinen Gitarren – Senf mit dazu gab, war eine Akustikballade, die in meinen Ohren förmlich nach einem Streicher Quartett schrie. Also hab ich den Jungs eins programmiert, was ihnen Gott sein Dank gefiel und ihnen zeigte, dass ich auch noch andere Dinge kann, außer Gitarre spielen. So wurde mein Aufgabenbereich für die Band im Laufe der Jahre mit jeder Veröffentlichung größer.

Das Wichtigste ist, dass man immer die bestmögliche Leistung bringt, dazu bereit ist, jeden Tag 12 -14 Stunden im Studio zu arbeiten. Auch mit einem freien Sonntag sollte man nicht rechnen. Genau dann hat man die Chance, Jobs zu bekommen und sie dann auch zu spielen. Klinken putzen hilft da nach meiner Erfahrung nicht viel…

J.A.: Wie lange hat es seit Deinen Anfängen gedauert, bis Du in einigermaßen regelmäßigen Abständen Aufträge bekommen hast?

W.: Ich hab zwar in den 90ern immer schon mit meinem damaligen Kollegen Nedy im Studio gearbeitet. Aber das waren fast immer nur eigene Projekte. Da merkte ich allerdings, dass mich das anturnt, mich jeden Tag bei den Aufnahmen zu kasteien (lacht).  Die meisten Musiker sind ja froh, wenn sie wieder auf Tour dürfen. Der Entschluss, Studiomusiker zu werden, kam aber erst in den letzten Jahren. Seit 2008 geht es stetig aufwärts und seit drei Jahren bin ich komplett ausgebucht. Gleich mal auf Holz klopfen…

J.A.: Betreibst Du Werbung oder hast Du das getan? Bist Du in irgendwelchen Branchenverzeichnissen vertreten?

W.: Die beste Werbung ist schnell und gut zu arbeiten und dabei trotzdem entspannt und locker mit den Leuten umzugehen. Ich hab’ zwar eine Homepage, eine Facebook Seite, einen Wikipedia Eintrag und bin in zwei oder drei Branchenverzeichnissen vertreten, habe darüber aber noch nie einen Auftrag bekommen (lacht)! Aber so können sich die Künstler oder Bands über mich informieren, wenn ich vom jeweiligen Produzenten für eine Produktion vorgeschlagen werde. Es ist wie oben erwähnt, die gute alte Mundpropaganda!

J.A.: Gitarristen gibt es wie Sand am Meer und im Grunde sitzt doch in jedem Tonstudio jemand, der Gitarre spielen kann. Wie kommt es, dass – zum Glück für Dich – dennoch Studiogitarristen angeheuert werden?

warthyW.: Das stimmt! Es gibt unglaublich viele Gitarristen und ich bin auch sehr froh, dass ich das machen darf! Es gibt aber auch verschiedene Anforderungen, welche von einem Studiogitarristen erwartet werden, die aber nicht jeder Instrumentalist erfüllen kann.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Gitarrenaufnahmen sind eine Wissenschaft für sich, mit der sich Studio Ikonen wie Tim Pierce oder Peter Weihe schon ihr ganzes Leben auseinandersetzen und sie perfektionieren. Welche Gitarre, welches Pedal, welcher Amp, welche Box, welches Mikro, welcher Preamp, eventuell EQ und Kompressor werden für den nächsten Track benötigt. Und für jeden dieser Punkte gibt es wiederum mehrere Unterpunkte. Das sollte man als Studiogitarrist wissen bzw. erforscht haben oder noch entdecken, damit man den passenden Sound quasi „per Knopfdruck“ parat hat.

Ich nehme jeden Tag Gitarren auf und beschäftige mich somit automatisch mit dieser Materie und lerne mit jedem Album was dazu, was den Job extrem spannend macht! Nachts lese ich oft noch Fachlektüre oder mache Sound – Experimente. Jugend forscht… (lacht)

Außerdem spiele ich mittlerweile 80 Prozent aller Aufträge in meinem Studio. So können sich die Auftraggeber in der Zeit, wo ich Gitarren aufnehme, anderen Dingen der laufenden Produktion widmen, was für sie wertvolle Zeit spart. Parallel wird mittlerweile extrem oft gearbeitet!

J.A.: Du hast im Vorgespräch Deine Studioarbeit als reine Dienstleistung bezeichnet. In wie weit kannst Du Deine eigene Kreativität mit einfließen lassen?

W.: Das ist von Produktion zu Produktion unterschiedlich. Manche Produzenten haben eine ganz klare Vorstellung und programmieren sogar alle Linien vor, die dann in „schön“ aufgenommen werden. Da spiele manchmal direkt vom MIDI Editor ab. Malen nach Zahlen sozusagen… Bei anderen hat man mehr Freiheiten oder wird wegen seiner Ideen geholt, die man aber, nachdem man den Song gehört hat, sofort parat haben sollte. Man sollte dabei auch absolut kein Ego haben! Anbieten kann man immer, aber wenn’s nicht genommen wird, ist es halt so. Als Künstler ist das ganz anders. Denn man hat eine Vision von seinem Song, die dann Leute wie ich umsetzen. Insofern ist das halt „nur“ Dienstleistung, bei der man aber gern mal kreativ sein darf.

J.A.: Was würdest Du abgesehen von Deinen – wirklich herausragenden – Gitarrenkünsten als Deine wichtigsten Vorzüge bezeichnen, die Dich von anderen unterscheiden?

W.: Oh vielen Dank für die verbalen Blumen! Es fällt mir extrem schwer, mich selbst zu beurteilen. Das müssten eigentlich die Leute machen, mit denen ich jeden Tag zu tun habe! Mmmmhhhh… Bis jetzt war es meistens so, dass wenn ich für jemanden zum ersten Mal gearbeitet hab, ich immer wieder Folgeaufträge bekomme. Also scheine ich was zu tun, was dann gefällt. Was das ist? Keine Ahnung! Ich liebe diesen Beruf einfach und gebe dafür all meine Energie! Vielleicht macht das den Unterschied!?

J.A.: Was steht als nächstes an, und gibt es womöglich auch wieder ein Soloalbum?

W.: Momentan spiele ich wieder beim kommenden Down Below Album mit ein. Danach werde ich mit meiner Frau Tea weiter an ihren Songs schrauben. Eine Schlagerproduktion steht auch noch an, wo ich spielen und arrangieren soll.

Nachdem mein erstes Album „Triumph Of Fantasy“ 2009 veröffentlicht wurde, habe ich den Nachfolger direkt danach geschrieben und aufgenommen. Das gute Stück liegt jetzt seit über 3 Jahren mischfertig auf der Festplatte und will fertig gestellt werden. Aber ich komme nicht dazu. Meine Studioarbeit ist mir einfach wichtiger, weswegen mein Fokus uneingeschränkt darauf liegt! Aber sowie ich mal zwei Wochen am Stück Zeit haben sollte, werde ich das Album mischen und releasen. Das ist aber wirklich nur „just for fun“, denn mittlerweile fühle ich mich in der Rolle im Hintergrund wohler, als selber permanent im Rampenlicht zu stehen!

J.A.: Dann sind wir also gespannt, wann Du uns wieder mit eigener Musik beglücken wirst. Hab vielen Dank für die detaillierten Einblicke in Deine Arbeit.

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(Foto oben: Arti Van Art)

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