Musikbusiness sucks

Wenn es um die geschäftliche Seite der Musik geht, verlieren sehr viele Musiker das Interesse. Leider. Das Thema erscheint zu trocken, regelrecht unkreativ – dabei ist es enorm wichtig. Wer soll all die gute Musik hören, wenn es den Erzeugern nicht gelingt, sie ausreichend publik zu machen? Wie sollen Musiker Geld verdienen, wenn sie nicht bereit sind, sich über Einnahmequellen und -methoden zu informieren?

Doch es gibt ein weiteres Problem: gute Angebote. Unser Schulsystem trainiert uns darauf, gute Fachleute zu werden, die geschäftliche Seite wird ignoriert. Wir lernen zum Beispiel, Chemiker zu werden, nicht aber wie wir unser eigenes Labor eröffnen. Im Jurastudium werden wir zu kompetenten Anwälten ausgebildet, erfahren aber kaum etwas darüber, wie man eine eigene Kanzlei gründet, geschweige denn etabliert. Und natürlich lernen wir, wie wir ein Musikinstrument beherrschen können, nicht aber wie wir damit auf eigenständige Weise Geld verdienen.

All das färbt natürlich auf Dauer ab. Ein Umstand, den auch Prog-Metal Bassist Linus Klausenitzer bemängelt: „Immer wenn ich zu Zeiten meiner Musikerausbildung an freiwilligen Kursen oder Workshops zum Thema Musikbusiness teilgenommen habe, saßen dort nur ein oder zwei weitere Musiker im Raum. Der Andrang bei musikalischen Kursen dagegen war immer hoch“.

Wenn das allgemeine Bildungsangebot kaum über ein paar Begriffserklärungen hinausgeht, liegt es an den Musikern selbst, sich mit Themen wie Musikbusiness, Musikpromotion und den damit verbundenen rechtlichen Angelegenheiten zu befassen. Die Herausforderung besteht natürlich darin, den Willen zu entwickeln, sowie die passenden Themen und Erklärungen zu finden und von den zunehmenden ’schnell-reich-werden-als-Musiker’ Angeboten zu unterscheiden.

Das fehlende geschäftliche Wissen ist meistens der Grund, warum Musiker auf der Stelle treten, oder sich gar über den Tisch ziehen lassen. Wer mangels Wissen über übliche Gagen für 50 Euro bei einer abendfüllenden Vernissage Klavier spielt, schadet nicht nur sich selbst, sondern auf Dauer auch seinen Kollegen, die künftig im Preis gedrückt werden. Kann ein Musiker bei einer Nutzungsanfrage keine Lizenz für einen Song erteilen, da er sich erst informieren muss, was das überhaupt ist, wird er leer ausgehen. Geld für Promotion lässt sich effektiver einsetzen, wenn man weiß, wie eine professionelle Kampagne strukturiert ist.

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Dabei muss der Stoff aus dem das Business ist keineswegs trocken sein. Viele Musiker, die sich um ihre eigene Vermarktung kümmern, sehen diesen Bereich als ebenso kreativ an wie das Musikmachen selbst. Ob Annoncen, Pressetexte, Medienauswahl, Zeitpläne im Vorfeld einer Veröffentlichung oder sonstige Strategien – überall gibt es kreative Spielräume.

Immer wieder entschuldigen Musiker ihre fehlende Begeisterung für die geschäftliche Seite mit der Aussage „ich will mich voll und ganz auf meine Kunst konzentrieren“. Das ist unter zwei Voraussetzungen möglich. Erstens, man ist irgendwo ’angestellt’ und betreibt die Kunst anderer Leute, oder man hat bereits zu Beginn der Karriere so viel Geld übrig, um einen Manager bezahlen zu können (oder so viel Leichtsinn, ihm zu vertrauen). Denn ohne entsprechenden Geldfluss haben auch (gute) Manager nur in ganz, ganz seltenen Fällen Interesse.

Wie sehr befassen sich denn Musiker, die von ihrer eigenen(!) Musik leben, mit dem Businessaspekt? Brian Jackson Harris, Filmkomponist aus Los Angeles, verwendet 33% seiner Zeit für geschäftliches, weitere 33% auf das Erlernen neuer Software, Plugins und Produktionstechniken während das letzte ’größere’ Drittel für Komponieren, Aufnehmen und Produzieren übrig bleibt. Beim deutschen Musiker und Komponisten Alex Schroer, der unter anderem Songs für Lena und Christina Stürmer geschrieben hat, schlägt der Businessteil gar mit rund 40% zu Buche.

Es ist keine kreative Schande, zum ’Geschäftsmusiker’ zu werden – vielmehr ist es eine dringende Notwendigkeit, vor allem am Anfang, wenn in Ermangelung großer Geldbeträge kein professioneller ’Helfer’ an Bord kommen will, der sich um alles unliebsame kümmert.

 

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Ignorierte Märkte

Märkte im Musikbusiness lassen sich einerseits stilistisch (Szenen), zum anderen regional (Länder, Kontinente) einteilen. Neben den großen, jahrzehntelang bekannten Märkten wie den USA, Großbritannien, Deutschland und Japan sind neue Märkte am Entstehen, die bisher entweder schlichtweg ignoriert wurden oder deren Erschließung aus politischen Gründen nicht möglich war.

Derzeit bemühen sich fast ausschließlich Labels um das neue Publikum, selbstvermarktende Musiker wagen sich vorerst noch nicht in die neuen unbekannten Gewässer. Doch genau hier bietet sich neues Potential, zwar vorerst auf lange Sicht, doch wer rechtzeitig einen Fuß in die Tür bekommt, kann sich eine gute Ausgangsposition für den Moment sichern, in dem der Markt richtig Fahrt aufnimmt.

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Oliver Sittl von Believe Digital bezeichnet den gesamten asiatischen Raum in seiner Gesamtheit als den inzwischen drittgrößten Markt weltweit. Laut IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) ist China der am schnellsten wachsende Musikmarkt, insbesondre in Hinblick auf Streaming und Downloads. Bisher zeigt sich China jedoch gegenüber den bekannten globalen Playern ziemlich verschlossen, so dass eine one-size-fits-all Lösung für den Markteinstieg aktuell nicht möglich ist.

Allerdings entstehen vor Ort neue stand-alone Dienstleister aus den Bereichen Musikpromotion und Vertrieb, die über gesonderte Deals den Markteinstieg ermöglichen, gleich ob es sich um China, Südostasien oder Südamerika handelt.

Der Norwegische Musiker Jo Kimbrell machte auf eigene Faust bereits gute Erfahrungen: “Streaming ist ein echter Magnet in diesen Ländern, in denen Musikpiraterie bisher stark am Grassieren war. Ich glaube, viele der Menschen dort wollen jetzt den legalen Weg gehen, zudem sind Streamingdienste dort sehr günstig“.

Der frühe Vogel setzt den Fuß in die Tür und kann ein Netzwerk an guten Kontakten aufbauen und sich durch gezielte Promotion einen Namen machen, bevor die große Schwemme einsetzt.

 

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Zusammenarbeit mit Shops und Vertrieben

Durch die Zusammenarbeit mit Vertrieben, Großhändlern und (online) Mailorder Shops können auch ungesignte Musiker ihre Umsätze steigern. So haben sie nicht nur die Gelegenheit, Fans in anderen Ländern eine Anlaufstelle zu bieten, sondern vor allem noch die Stammkundschaft der Händler und Shops zu erreichen.

Viele solcher Verkaufspartner sind offen gegenüber Eigenproduktionen, erwarten aber ein gewisses Grundmaß an Professionalität. Lass uns ein paar Dinge durchgehen, die Du tun und bereithalten kannst, um die Zusammenarbeit mit Dir so angenehm wie möglich zu machen. Ja, hin und wieder muss man die Butter aufs Brot schmieren, aber es soll sich lohnen. Den Herrschaften von der Presse gibst Du ja auch passendes Material für einen gelungenen Artikel.

Infoseite für Händler
Gib den Händlern bei der Kontaktaufnahme einen Link zu einer Website (bzw. Unterseite), auf der sie alle Informationen zu Deinem Album finden können: Grafik, Trackliste, Hörproben, Info und Bio (kurz und bündig), Veröffentlichungsdatum, Katalognummer (wirkt immer gut), sowie einige „Selling Points“ wie frühere Erfolge, anstehende Tourneen, Videos oder bekannte Leute, die an der Produktion mitgewirkt haben. Und nicht zu vergessen der Hinweis auf die Promotionkampagne, die mit der Veröffentlichung einhergeht. Die Händler wollen sehen, dass Du etwas tust, um Dein Album bekannt zu machen.

Das Händlerpaket
Ein Händler, vor allem wenn er einen eigenen Mailorder Shop betreibt, braucht Texte, Hörproben und Grafiken, um Dein Album auf seiner Seite einzupflegen. Bevor der Gute also etwas belangloses über Dein Album schreibt, einen verschwommenen Scan Deines Covers anfertigt und als Hörprobe das Windrauschen zwischen 0:00 und 0:25 anbietet, kannst Du ihm zum beiderseitigen Vorteil zuvor kommen.

Schicke ihm Verkaufstexte (deutsch und englisch), verschieden große Covergrafiken und ein paar mp3s mit Ausschnitten der besten Stellen Deiner Songs. So kannst Du nicht nur dafür sorgen, dass Dein Album bestmöglich präsentiert wird, obendrein ersparst Du dem Händler sehr viel Arbeit, was er Dir in jedem Fall danken wird.

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Links
Stelle am besten schon bei der ersten Kontaktaufnahme klar, dass Du von allen erdenklichen Medien aus auf die entsprechende Shopseite des Händlers verweisen wirst; also von Deiner Website aus, in Deinem Newsletter, Social Media etc. Deine Fans haben ihre bevorzugten Shops, bei denen sie einkaufen, so erfreut der entsprechende Hinweis nicht nur den Händler.

Bonus
Manche Mailorders sind nach Absprache bereit, Flyer zu Deinem neuen Album anderen Bestellungen beizulegen. Wichtig ist, dass die Flyer entweder Adresse und Logo des betreffenden Shops tragen, oder aber einfach adressneutral sind. 250 Stück pro Shop sind ein guter Anfang.  

Das mag sich alles nach viel Arbeit anhören, es ist aber ein Aufwand, der sich wirklich bezahlt machen kann, sowohl bei der Akquise von Händlern als auch bei der Verkaufsförderung. Im „normalen“ Einzelhandel findet im Grunde nichts anderes statt. Auch dort werden Preisempfehlungen gegeben, Aufsteller geliefert und deren Positionierung „empfohlen“.
 

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Musikbusiness Zahlen 2016

…und was sie auch für Musiker bedeuten. Die Recording Industry Association of America (RIAA) veröffentlichte vor wenigen Tagen die Zahlen für die Musikindustrie aus dem Jahr 2016. Ja gut, das ist Amerika und noch dazu die große Industrie, doch auf Grund deren starker Positionen wollen wir diesen Zahlen einmal so etwas wie Allgemeingültigkeit geben.

Interessant dürften dabei vor allem auch die Erkenntnisse sein, die nicht nur den großen Labels, sondern auch selbstvermarktenden Musikern zumindest einen groben Hinweis darauf geben, wohin die Reise geht und wie man seinen Koffer dafür packt.

Größter Umsatz seit acht Jahren
Mit 7,7 Milliarden US Dollar Umsatz war 2016 für die Musikindustrie das stärkste Jahr seit acht Jahren, auch wenn das nur gut der Hälfte dessen entspricht, was Ende der 90er Jahre umgesetzt wurde, bevor, ja bevor das Internet kam und mit ihm die Musikpiraterie, welche die Umsätze in den Keller rutschen ließ. Dennoch machen diese neuen Zahlen Hoffnung. Dass sich der Übergang von Winter zu Frühling allerdings sehr zäh hinziehen kann, belegt ein kurzer Blick aus dem Fenster.

CDs und Downloads mit Einbußen
Über die Jahre haben allerdings CDs mit 21% und Downloads sogar mit einem Prozent mehr, also 22%, eingebüßt – also die höchste Errungenschaft der physischen Tonträger sowie der Pionier des digitalen Musikkonsums.

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Vinyl und Streaming als Retter
Und dennoch kommt die amerikanische Musikindustrie auf ihr Achtjahreshoch, dank zweier Kandidaten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Vinyl nimmt inzwischen 26% des physischen Marktes für sich ein, ein Wert wie es ihn 1985 schon einmal gegeben hat, während Streaming weiterhin nach oben steigt. Man könnte schlussfolgern, dass sich die Musikindustrie dank zweier Konsumententypen in zwei verschiedene Richtungen entwickelt: Einerseits zum schnelllebigen Konsum, auf der anderen hin zum Sammlerobjekt. Letzteres, gerne von Musikliebhabern gekauft, dürfte damit durchaus auch eine Option für Selbstvermarkter sein, deren Publikum sich weniger am Mainstream orientiert.

Quo vadis, Musikindustrie?
Es wird sich zeigen, wohin die Reise gehen wird. 2016 war, wenn man diese Zahlen betrachtet, ein signifikantes Jahr für die Musikindustrie. Ob sich die abgezeichneten Tendenzen künftig verstärken werden, oder ob 2016 quasi ein One-Hit-Wonder war, werden wir in den nächsten zwei oder drei Jahren etwas treffsicherer beurteilen können. Bis dorthin bleibt es interessant, vor allem, wenn man sich die gewonnenen Erkenntnisse zu Nutze machen will.

Dass es im Untergrund, wo sich Selbstvermarkter und Musikliebhaber begegnen, durchaus gänzlich anders aussehen kann, sollte dennoch jeder auf dem Schirm haben. Doch Zahlen mag hier, wohl mangels Relevanz, leider niemand erheben. Bleibt nur, vom Platinstar bis zum lokalen Außenseiter alle genau zu beobachten und sich seinen eigenen Reim zu machen.

 

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Erfolg im Musikbusiness ist spekulativ

Na, das ist mal etwas ganz neues. Dass es speziell für aufstrebende Musiker keine Erfolgsgarantien gibt, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Trotzdem kommt es immer noch sehr häufig vor, dass Musiker bereits zu Beginn ihrer Karriere erst dann die Finger rühren wollen, wenn konkretes Geld zu erwarten ist, zum Beispiel in Form eines Auftrages oder einer Festgage. Wer sich in einem Marktsegment neu etablieren möchte wird aber um „Arbeit auf Verdacht“ kaum herumkommen. Dass dies eindeutig die Norm ist, soll dieser Artikel, hoffentlich mutmachend, zeigen.

Songwriter, wenn sie nicht gerade auf die Namen Diane Warren oder Max Martin hören, erledigen Auftragskompositionen nur in Ausnahmefällen. Doch auch die heutigen Superstars unter den Komponisten haben zunächst begonnen, eine Reihe von Songs zu schreiben und aufzunehmen, um sich dann zu bemühen, diese Stücke über Verleger, Labels, Produzenten und Managements irgendwo unterzubringen. Aber ohne ein paar Stückchen im Gepäck hätten sie nirgendwo anklopfen zu brauchen.

Erst nachdem sich ein paar ihrer Songs als einigermaßen erfolgreich erwiesen hatten, kamen konkretere Anfragen herein: „schreib mal etwas in dieser Richtung“, aber nach wie vor ohne jegliche Garantie auf Veröffentlichung nebst etwaiger Tantiemeneinnahmen.

Musiker und auch Labels, die CDs oder LPs pressen lassen, tun dies in aller Regel rein spekulativ. Wenn dem Ganzen nicht gerade ein erfolgreiches Crowdfunding vorausgegangen ist, gibt es keine namentlich bekannten Käufer oder sonstige Abnehmer.

Bevor Bands die Liveszene betreten proben sie, machen Fotos, nehmen Demos auf – auch wieder ohne zu wissen, ob sie jemand buchen wird, geschweige denn wer.

Jegliches Handeln erfordert also eine Investition, sei es durch Geld für die nötige Ausrüstung oder in Form „unbezahlter Arbeit“ im Vorfeld („unbezahlt“ heißt nicht „für umme“!). Man stellt also etwas her, ein Produkt, eine Leistung oder ein Sortiment, um überhaupt etwas anbieten zu können, in der Hoffnung, es könne später Geld einbringen.

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Wie ein Maler (also einer, der Bilder malt). Er malt nach Inspiration, was ihm gerade gefällt. Irgendwann stellt er seine Bilder aus und hofft, dass sich Käufer dafür finden. Dabei wird das eine Bild etwas mehr einbringen, das andere etwas weniger, womöglich nimmt er ein oder zwei Bilder wieder mit nach Hause. Ähnlich einem Songwriter baut sich also auch der Maler zunächst ein „Repertoire“ auf.

Also, zu erwarten, dass man als Newcomer (und diesen Status kann man gerne einmal fünf Jahre lang haben) gleich Aufträge gegen feste Bezahlung erhalten wird, ist illusorisch. Ich weiß, die Frage wird kommen: „Lohnt es sich, die Zeit in das Schreiben und Aufnehmen von zehn Songs zu investieren, wenn vielleicht nur einer davon jemals Geld einbringt?“ Die Antwort: „Who cares?“ Es gibt keine Garantien, aber wer wagt, kann gewinnen. Und einen Versuch ist es allemal wert.

Weiß der Bäcker, ob er bis heute Abend alle seine Brötchen losbringt? Er wird es sehen. Doch vorher muss er sie backen. Richtig, auf Verdacht. Es ist also auch in anderen Branchen so.

Trau Dich, investiere Deine Zeit und Deine Mühe. Mit zunehmender Erfahrung wirst Du herausfinden, wofür Du Zeit und Mühe am besten aufwenden kannst, doch die feste Garantie auf viel (oder angemessenes) Geld wird in den meisten Fällen ausbleiben. Schreib‘ den Song trotzdem, filme das Video, mal‘ Dein Bild, richte Dein Studio ein, fahre zu dem vielversprechenden Treffen, übe den Song für die Audition – es ist Dein Wagnis, das jedem Erfolg vorausgeht.

 

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Das musiker-zentrische Modell

Wir haben schon viel gehört und gelesen über die neuen „Artist-zentrischen“ Strukturen im Musikbusiness. Aktuell sehen wir zwei reale Beispiele dafür, dass dieses Modell durchaus Zukunft zu haben scheint.

Chance The Rapper räumte als Selbstvermarkter bei den Grammys ab, der britische Rapper Stormzy brachte seine Debütsingle in die britischen Charts, den Nachfolger sogar in deren Top 20.

Die beiden schafften es natürlich nicht im hundertprozentigen Alleingang. Sie bauten plattenfirmenähnliche Strukturen um sich herum, wobei sie selbst sowohl als Musiker als auch als Unternehmer den Mittelpunkt bilden – sprich, den Ton angeben (kein Wortspiel beabsichtigt…).

Das Booking übernahm bei Stormzy zunächst Freund und Manager Tobe Onwuka. Interessanterweise stellten Gigs jene Einnahmequelle dar, welche Rapper und Manager während ihrer „Gründungsphase“ finanziell über Wasser hielten. Doch noch während dieser Phase wurde eine Bookingagentur hinzugezogen, die insbesondere durch ihre Kontakte und strategische Beratung die Markterschließung vorantreiben konnte.

Der weltweite Vertrieb erfolgte zunächst rein digital, bevor ab einem gewissen Status auch physische Vertriebe in Form der Giganten Warner und HMV auf den Zug aufsprangen. Auch das Publishing wurde an Warner/Chappell übergeben, mit persönlichem Kontakt, um neben der reinen Verwaltung der Tantiemen auch ein aktives Pitching der Musik zu gewährleisten.

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Stormzy ist der kreative Kopf hinter seinen eigenen Marketingideen. Diese feilt er dann gemeinsam mit Onwuka aus und übergibt sie zur Umsetzung einer auf Honorarbasis arbeitenden Presseagentin.

Dabei haben weder Chance The Rapper noch Stormzy einen Plattendeal kategorisch abgelehnt. Angebote hatte es gegeben, doch „es war nichts dabei, was wir nicht selbst auch hätten tun können“ (Onwuka).

Neben den Einnahmen aus Auftritten und dem Verkauf von Musik hat vor allem Chance The Rapper weitere Bereiche erschlossen: Merchandise und, sagen wir, neue kreative Bereiche. So trat er mutig, sein damaliges Markenzeichen die White Sox Kappe auf dem Kopf, an die Chicago White Sox heran, um deren Sprachrohr zu werden. Aus dieser Idee wurde zunächst nichts, doch nach dem zweiten Versuch wurde er gebeten, Web- und Fernsehspots der Sox mit seiner Musik zu unterlegen.

Natürlich ist ein Plattenvertrag für viele Musiker der richtige Weg. Doch für die mit Unternehmergeist – oder jene, die abgelehnt wurden – eignet sich die selbstbestimmte Methode ebenso gut oder gar noch besser. Aus den Beispielen von Chance und Stormzy wird aber dennoch deutlich, dass die Arbeit einer Plattenfirma nach wie vor große Relevanz hat. Man muss sie eben selbst übernehmen oder an professionelle Anbieter outsourcen. Das kostet Geld, wie es auch andere Selbständige, Betriebe und Firmen aus nicht-musikalischen Bereichen ausgeben müssen, um sich handlungsfähig zu machen und am Markt zu etablieren. Doch wer nicht wagt…

Dangerous – but worth the risk.

 

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Der Labelcode wurde abgeschafft

Seit dem 2. Januar 2017 hat der Labelcode ausgedient. Ausgerechnet jetzt, da das traditionelle Radio zunehmend an Relevanz verliert, öffnen sich für ungesignte Musiker die Türen zu flächendeckendem Airplay. Wenn das doch schon vor… schon immer so gewesen wäre. In anderen Ländern ging es schließlich auch ohne die ominöse Nummer (ja, der Labelcode war ein rein deutsches Konstrukt).

Abgerechnet wird jetzt trackgenau über den International Standard Recording Code ISRC sowie den UPC/EAN Barcode. Damit ist eine wesentlich exaktere Zuweisung der Vergütungen möglich als bisher.

Können folglich auch ungesignte Musiker einfacheren Zugang zu den Radiosendern finden, wenn der Labelcode keine „Voraussetzung“ mehr ist? „Es wird nur darauf ankommen, dass sie Tonaufnahmen bekommen, die einen ISRC auf Track- und einen UPC/EAN auf Produktebene haben. That’s it“ erklärt Oliver Sittl von Believe Digital.

Wie erhält man nun als ungesignter Musiker die besagten Codes? Der ISRC wird im Grunde bei der Anmeldung eines Songs bei einem Contentaggregator („Digitalvertrieb“) durch diesen zugeteilt. Im physischen Bereich bietet z.B. auch CD Baby den Barcode zu sehr günstigen Preisen an.

Die Problematik, sich zwischen die 50 dauerrotierenden Hits im Radio zu quetschen, bleibt jedoch weiterhin bestehen, da hilft auch die einfachere Abrechnung nichts. Und bei einem einzelnen Einsatz im Nischen-Nachtprogramm unterzeichnet der Sender auch gerne einmal die Bestätigung zur Vorlage bei der GEMA (haben wir bei der MusicBiz Madness Konferenz 2013 gelernt…).

Also, erfreuen wir uns der Vereinfachung sowie der nun ausbleibenden Fragen nach dem Labelcode…

 

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Die Bedeutung von Radio Promotion

Radio hat doch tatsächlich eine interessante Bedeutung im Rahmen der Musikpromotion. Oh, keine Sorge, wir sprechen hier nicht von den großen Kommerzsendern, die Hausfrauen mit der Wiederholung alter Hits beglücken. Vielmehr geht es hier um die neuen Arten des Radios, oder Artverwandtem, was von geneigten Hörern sogar rege genutzt wird.

Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass ein Musikfan, der sich abends eine moderierte Onlinesendung seiner Lieblingsmusikrichtung anhört, auf Grund seines Engagements eher geneigt ist, ein neues Album einer vielleicht unbekannten Band zu erwerben als jemand, der, nun ja, wartet, bis er gute Musik anderweitig serviert und vorgekaut bekommt.

Was macht Radio so interessant?
Es gibt Menschen, die das persönliche und das emotionale an einer moderierten Radiosendung schätzen. Statt einer kühlen Einblendung von Bandname und Songtitel, wie es beispielsweise beim Streaming der Fall ist, gibt es hier die eine oder andere Story rund um das vorliegende Werk, dazu die persönliche Empfehlung des, hoffentlich, geschätzten Moderators.

Im Vergleich zum Berieselungsradio liegt der Unterschied hier beim Hörer, denn der hört bewusst zu und ist nebenher damit beschäftigt, weitere Informationen über Lied und Interpret herauszufinden, eventuell sogar direkt einen Kauf zu tätigen.

Wenn sich die großen Satellitensender vermehrt auf Talk Radio spezialisieren und ausschließlich prominente Musiker als Quotenzugpferde einladen, das Collegeradio im deutschsprachigen Raum so gut wie nicht existiert, welche Möglichkeiten bleiben dann für selbstvermarktende Musiker übrig?

Moderierte Onlinesendung
Die Show von Liebhabern für Liebhaber. Hier senden Privatleute, oft sogar mit Lizenz, wöchentlich ganz bestimmte Stilistiken aus dem eigenen Wohnzimmer und erreichen je nach Beliebtheit pro Sendung zwischen 20 und 300 Hörer. Das ist nicht viel, doch der „Wert“ jedes einzelnen ist zweifellos höher als der des ordinären Alleshörers.

Und weil die Moderatoren eben nicht nur die Hits spielen, sondern auch gerne mit ihren obskuren Entdeckungen prahlen, bieten sich große Chancen für Musiker aus dem kulturellen Untergrund, gespielt und gehört zu werden – und zwar von denen, die regelrecht auf der Suche nach genau solcher Musik sind.

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Entscheidend ist die Ausrichtung solcher Sendungen. Statt „von Abba bis Zappa“ gibt es dann ausschließlich die eine, ganz bestimmte Richtung für jene Fans, die ganz genau unterscheiden können, wo für Otto Normal alles gleich klingt.

Podcasts
Eine Sonderform als Alternative zur Sendung. Qualität und die richtige stilistische Ausrichtung vorausgesetzt, lassen sich hier weitere Hörer erreichen, nämlich all jene, die am Sendetermin nicht rechtzeitig einschalten konnten. Podcasts bleiben in der Regel dauerhaft verfügbar und können nach Belieben gestreamt oder heruntergeladen werden.

Viele Moderatoren oder Produzenten stellen ihre Podcasts auch über Plattformen wie iTunes zur Verfügung, wo interessierte Fans dann nicht nur nach Musik, sondern auch nach Podcasts stöbern können.

Radio ist also nicht tot, sieht man einmal von den Kommerz- und Gewinnspielsendern ab. Im Untergrund herrscht nach wie vor eine Liebhaberkultur, von der zwar kaum jemand leben kann, doch den Betreibern geht es dabei ohnehin mehr um die Unterstützung einer Bewegung.

Jeder Musiker sollte im Rahmen einer Albumpromotion auch „Radio“ mit einbeziehen. Die Bemusterung von fünf bis zehn solcher „Sender“ ist ein guter Anfang. Teil einer online Wohnzimmersendung zu sein klingt zwar auf Anhieb eines Rockstars nicht würdig, bringt aber, so er ein Untergrundrockstar ist, unterm Strich mehr als nachts im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter ferner liefen abgefeuert zu werden.

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Interview: Oliver Sittl (Believe Digital)

Viele Musiker haben Schwierigkeiten, das Modell „Streaming“ zu verstehen und halten es deshalb für schlecht. Dennoch gibt es auch begründete Sorgen mit Blick auf das Konsumverhalten der Musik- und eben Streamingnutzer. Oliver Sittl ist Senior A&R / Regional Manager bei Believe Digital und entkräftigt im Gespräch einige Vorurteile. Wer Oliver persönlich erlebt hat, weiß, dass er gerne spricht, also „Feuer frei“…

Julian Angel (J.A..): Beim Thema Streaming scheiden sich nach wie vor die Geister, speziell unter den Musikern. Die einen sehen es als Radio on Demand und damit als Werbemöglichkeit, andere fürchten, dass die ständige Verfügbarkeit ihrer Songs künftig sowohl Tonträgerkauf als auch den Download ablösen wird, und das bei minimaler Vergütung. Wo positionierst Du Dich?

Oliver Sittl (O.S.): Ich sehe es ebenfalls als Radio on Demand, aber damit nicht nur als Werbemöglichkeit, sondern als sehr wichtige Erlösquelle für Musiker, die ihre Masterrechte an den Aufnahmen behalten und natürlich Labels, deren Hauptjob ja die Auswertung von Musikaufnahmen ist.

Denn anders als beim „klassischen Radio“, das ja nichts für die Nutzung der Musikaufnahmen zahlt, diese also „gratis“ erhält, bis auf eine „homöopathische“ Dosis GVL, und nur den Komponisten und Textern über die Gema Lizenzen für die Nutzung zahlt, wird beim Audio Streamen ja der Löwentanteil der durch Abonnements und Werbung eingegangenen Gelder nutzungsbezogen an die Inhaber der Musikaufnahmen weitergereicht bzw. ausgeschüttet.

Julian Angel (J.A..): Richtig, an Radioeinsätzen haben bisher nur die Urheber, nicht aber die Interpreten verdient.

Oliver Sittl (O.S.): Das klassische Radio zahlt nichts vergleichbares, sondern verweist auf den angeblich ungeheuren Werbeeffekt, wenn etwas „im Radio läuft, der die Gratisbemusterung der Sender rechtfertigt. Aber auch das stimmt nur noch mehr begrenzt.

Erstens gab es schon immer Titel, die „niemandem wehtun“, aber auch keinen Kaufimpuls auslösen. Diese Songs zum nebenher Hören waren sehr beliebt beim Radio, weil diese das wichtigste Kriterium für das Radio überhaupt erfüllen, nämlich, dass sie zu keinem spontanen Senderwechsel führten. Wie intensiv Musik erlebt wird, war dem Radio schon immer egal.

Der Musikbranche konnte dies nie egal sein, denn sie lebte schon immer von der Intensität der Beziehung zwischen Hersteller und Nutzer von Musik. Ich nenne nur die Stichworte Albumverkäufe, Boxen-Sets, Video-DVDs, Merch, Konzertbesuch etc.

Zweitens muss man auch den sogenannten Promoeffekt relativieren. In seiner unerträglichen Arroganz hat das klassische Radio es ja noch nicht einmal für nötig gefunden, die hart erkämpften Radio-Plays, wenn sie denn tatsächlich mal für neues Repertoire zustandekamen und nicht „sicherer“ Back-Katalog abgespult wiurde, im Radio entsprechend zu nennen bzw. anzukündigen. Die Praxis ist ja eher so: Unbekanntes, Neues möglichst nicht erwähnen und verunsicherte Hörer mit der grandiosen Ankündigung binden, dass demnächst „Summer of 69“ von Bryan Adams im Programm zu hören sein wird…

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Julian Angel (J.A..): Oh ja, das ist ein leidiges Thema, sowohl für Hörer als auch für Musiker und damit für die gesamte Musikbranche.

Oliver Sittl (O.S.): Hingegen liefern Streamingdienste jederzeit perfekte Informationen zu Künstlern und Titeln, denen man sofort über das Internet nachgehen kann, um mehr dazu zu erfahren. Diese Tiefe bietet das klassische Radio nicht. Und genau diese Möglichkeiten, diese Tiefe und Intensität wird dazu führen, dass die aktiven Musiknutzer immer mehr vom Radio zu Streaming wechseln werden und dem Radio nur noch die passiven, uninteressierten Hörer bleiben. Eine Abwärtsspirale, die das klassische Radio immer unrelevanter machen wird.

Und  noch etwas kommt hinzu: Es gibt bei Streaming keine Formatgrenzen, keine selbstauferlegte Begrenzung des Repertoires, welches ja das klassische Radio so eindimensional, so langweilig, da absolut überraschungsfrei gemacht hat. Die Zeiten, in denen in der Jugendsendung „Club 16“ des BR eine Stunde Jimi Hendrix oder Led Zeppelin am Stück zu hören waren, sind ja nun schon eine Ewigkeit vorbei…

Streaming-Playlisten hingegen sind ein idealer Weg, neues Repertoire Kennen zu lernen, oder eben eine Stunde Jimmy Hendrix oder Led Zeppelin intensiv am Stück zu hören, wenn man diese historischen Figuren sich mal näher anhören möchte. Und der Algorithmus schlägt auf der Basis dieser Nutzung dann lauter neue Künstler vor, die irgendetwas Hendrix oder Led Zeppelin zu tun haben und von denen man bis dato nichts wusste…

Julian Angel (J.A.): Nun geht aber dennoch unter Musikern und Labels eine gewisse Angst um, und ich finde, sie ist berechtigt, dass Streaming nicht nur das Radiohören ablöst, sondern auch den Verkauf von Tonträgern und Downloads. Kannst Du ihnen diese Angst nehmen?

Oliver Sittl (O.S.): Das schönste ist, dass Streaming nicht andere Nutzungsformen kannibalisiert, sondern im Gegenteil sogar zu mehr Geldausgaben für Musik bis hin zu höheren Vinylverkäufen führt. In unserm Label-CMS Believe Backstage kann man zudem sehr schön sehen, wie Streamingpeaks auch Downloadspitzen nach sich ziehen. Was beweist, dass Audio-Streaming wie einst das Radio durchaus zu Verkäufen führt.

Julian Angel (J.A.): Dann fasse doch bitte noch einmal kurz zusammen…

Oliver Sittl (O.S.): Streaming ist nicht nur eine radio-ähnlicher Musiknutzung, die endlich auch für das Abspielen der Aufnahme zahlt, sondern Audio-Streaming-Playlisten ermöglichen das Entdecken von neuer Musik, wie es im klassischen Radio schon Jahrzehntelang nicht mehr stattfindet. Zudem ist der Promoeffekt größer, weil Künstlername und Titel jederzeit angezeigt werden, bei Spotify sogar über Facebook die Nutzung an die Freunde weitergegeben werden kann, und dem Nutzer eine viel intensivere Beschäftigung mit Musik möglich ist. Schließlich kannibalisiert Streaming nicht andere Musiknutzungen, sondern befördert diese bis hin zum Besuch von Live-Shows. Folglich steht es drei zu null für Streaming, denn sowohl bei der Geldleistung für Musikaufnahmen-Nutzung, beim Musikkonsum insgesamt, sowie beim Promoeffekt liegt Streaming vorn.

Vielen Dank an Oliver für seine ausführlichen Schilderungen. Ich plane ein weiteres Interview mit Oliver zum Thema Playlisten Marketing…

 

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Veröffentlicht unter allgemein, interviews, musik marketing, musik promotion, Musikbusiness, online | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Interview: Oliver Sittl (Believe Digital)

Musiker, hast Du ein Problem?

Eine ganze Menge Musiker sind dem Aufruf durch den MusicBiz Madness Newsletter gefolgt und haben ihr „größtes Problem“ im Musikbusiness beim Namen genannt. Die Antworten waren wenig überraschend: Echte Fans zu erreichen, die auch Musik kaufen, war das häufigste Problem, gefolgt von mangelnder Resonanz von Veranstaltern. Also, Marketing und, nennen wir es mal, „People Skills“. Lasst uns diese Probleme wenigstens grundlegend angehen.

Fans, die auch Musik kaufen
Jaja, ich bin auch bei Facebook, bin mir aber im Klaren darüber, dass ich dort nicht reich werde. Zu viele Selbstdarsteller, zu wenige wirklich Interessierte. Nach gut fünf Jahren Präsenz habe ich ganze zwei Gruppen gefunden, in denen sich echte Fans meiner Musikrichtung treffen und ernsthaft (!!!) austauschen, ihre neu gekauften Alben fotografieren und hochladen und dann kompetente Diskussionen führen. Ich werte das als Glücksgriff.

Es besteht ein großer Unterschied zwischen Menschen, die eine bestimmte Musikrichtung mögen und jenen, die diese Musik lieben und auch kaufen. Zwar kann man per Facebook Menschen erreichen, die auf Hip Hop stehen, beim Kriterium „Hip Hop Fans, die monatlich mindestens vier Alben von ungesignten Acts kaufen“ gibt der Suchfilter allerdings auf.

Ein zielsicherer Weg, genau solche Fans zu erreichen, führt in einschlägige Shops. Man nennt sie Mailorder Shops. Es gibt sie in fast allen Größen und für nahezu jede Musikrichtung, inklusive Subkategorien. Viele dieser Shops haben ein großes Repertoire an Eigenproduktionen im Programm, in anderen Worten, sie sind gerne bereit, Tonträger ungesignter Bands aufzunehmen. Hier stöbern eingefleischte Fans auf der regelmäßigen Suche nach Neuerscheinungen und Sonderangeboten.

Natürlich erwarten diese Shops entsprechendes Engagement seitens der Musiker. Sprich, es sollte etwas Promotion betrieben werden. Und hierfür gibt es wiederum Musikblogs und Musikwebsites, die sich auf bestimmte Stilrichtungen spezialisieren. Persönlich (!!!) Kontakt aufnehmen, CD schicken, freundlich nachhaken und eine Albumkritik bekommen. Danke sagen und höflich nach einem Interview fragen. Es funktioniert.

Doch warum Musikblogs und „Online Magazine“? Hier finden Fans gefilterte Informationen, die oft im Heuhaufen der Facebook Gruppen untergehen und daher zu schwer zu finden sind. Die großen Player interessiert das Album eines unbekannten Musikers zwar wenig bis gar nicht, doch der Underground bietet einen sehr guten Nährboden für Bands und Fans zugleich.

Gezielte Ansprache
Wir wollen weder beim Marketing noch bei der Bewerbung um Gigs wild um uns herumballern und hoffen, dass einer von zwanzig Schüssen sitzen wird. Stattdessen wollen wir dort auf uns aufmerksam machen, wo unsere Stilrichtung gefragt ist. Die großen Magazine sind uns viel zu allgemein, über einen Free-Jazz Blog, eine House Website oder ein Death Metal Fanzine können wir dagegen ins Schwarze treffen.

Die passenden Zielgruppen sind über die ganze Welt verteilt und mit Hilfe des Internets heute auch erreichbar. Die Promotion muss sich also nicht mehr auf die eigene Heimat beschränken, sondern sie sollte überall dort stattfinden, „wo es Leute gibt, die solche Musik hören“. Die oben genannten Shops und Blogs stellen einen virtuellen Treffpunkt dar, an dem Musiker und Fans zusammenkommen können.

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Auch im Livebereich sollten wir uns eher auf die jeweilige Szene konzentrieren anstatt an unserem Status als lokale Größe zu arbeiten. Bevor sich eine Gothic Band also abmüht, das allgemeine Publikum in irgendeinem Liveclub in ihrer Stadt zu erreichen, sollte sie lieber gleich in einem Gothic Club in einer anderen Stadt auftreten. Sprich, lieber in der Szene bekannt sein als in der Stadt.

Der Kontakt zu Veranstaltern
Ganz ehrlich, es gibt weder ein Geheimrezept, noch irgendwelche Tricks. Wenn der Veranstalter nicht will, dann will er nicht. Es gibt aber ein paar Möglichkeiten, die Chancen auf einen Gig zu erhöhen – und diese sind sogar recht einfach, man muss sich nur überwinden…

Je persönlicher und direkter die Kontaktaufnahme, umso besser. Natürlich können wir nicht jedem Veranstalter im Land einen persönlichen Besuch abstatten, aber ein Telefonanruf wäre die nächstbeste Möglichkeit. Vorher sollten wir recherchieren, wer denn der passende Ansprechpartner ist, soweit dies irgendwie bekannt ist. Bevor wir aber in Ermangelung von Telefonnummer und Ansprechpartner die viel zu häufige „Hallo Leute, wir sind…, wir wollen spielen“ eMail verschicken, können wir ein Bisschen recherchieren:

Sämtliche Interneteinträge des Clubs durchforsten oder Bands fragen, die bereits dort aufgetreten sind. Vielleicht gestattet es uns ja die eine oder andere Band, uns auf sie zu berufen und dem Veranstalter Grüße auszurichten.

Bleibt eine eMail die einzige Möglichkeit, sollte diese natürlich persönlich sein. Auch wenn uns ein Name fehlt, können wir uns auf den Club beziehen („…würden gerne im Star Club auftreten.“).

Gründe für einen Auftritt liefern
Veranstalter bekommen tatsächlich viel mehr Bewerbungen als Konzerttermine vorhanden sind. Oft liest ein Veranstalter eine Bewerbung und fragt sich, was die Band denn überhaupt will. Bewerbungen, die lediglich ausdrücken, dass es eine Band gibt, und dass diese Band für Gigs gebucht werden kann, sind heute nicht mehr konkret genug.

Stattdessen ist es sinnvoll, dem Veranstalter gleich ein paar Vorschläge zu liefern, wann, warum und zu welchem Anlass die Band gut passen könnte. Gibt es dort bestimmte Motto-Veranstaltungen, die auf uns zugeschneidert sind? Treten ähnliche Bands auf, so dass wir gut zur Ausrichtung des Clubs passen würden? Oder gibt es dort keine Auftritte stilverwandter Bands und wir könnten die ersten sein? Planen wir eine Tour innerhalb eines bestimmten Zeitraumes?

Auch wenn insbesondere im letzten Fall kein Termin zustande kommt, haben wir wenigstens einmal einen Fuß in der Tür – und hoffentlich eine Telefonnummer in der Hand – und befinden uns bei der nächsten Bewerbung in einer wesentlich besseren Position.

 

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass sämtliche Aktionen dort hin zielen bzw. dort stattfinden sollten, wo unsere Musik gefragt ist. Das heißt Metal Magazin statt Tageszeitung, Hip Hop Schuppen statt Allroundbühne und winziger Blues Sender statt Lokalradio. Hinzu kommt die persönliche Kontaktaufnahme mit allen beteiligten und der eine oder andere Wink mit dem Zaunpfahl – oder dem ganzen Zaun…

 

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